Der deutsche Ko-Vorsitzende, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, und die koreanische Ko-Vorsitzender, Prof. Kim Sun-Uk, eröffneten den ersten Plenartag des XIII. Deutsch-Koreanischen Forums an der Ewha Frauenuniversität in Seoul.
Ko-Vorsitzender Hartmut Koschyk MdB dankte der koreanischen Ko-Vorsitzenden Prof. Kim Sun-Uk für die seit der Ausrichtung des Deutsch-Koreanischen Forums durch die Ewha-Frauenuniversität umgesetzten Innovationen, wie beispielsweise das Juniorforum oder die in diesem Jahr im Kontext des Deutsch-Koreanischen Forums erstmals stattfindende Wissenschaftskonferenz. Koschyk unterstreichte die Einzigartigkeit der Ewha-Frauenuniversität, die sinnbildlich für die Wissensgesellschaft in Korea angesehen werden könne. Ebenfalls übermittelte Ko-Vorsitzender Koschyk die herzlichen Grüße der deutschen Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel MdB und des deutschen Bundespräsidenten, Joachim Gauck. Außerdem übermittelte er herzliche Grüße vom deutschen Gründungsmitglied des Deutsch-Koreanischen Forums und ersten deutschen Ko-Vorsitzenden, Dr. Theo Sommer. Mit Ausblick auf das Forum bedankte sich Koschyk bereits für das rege Engagement der Forumsteilnehmer und zeigte sich überzeugt, dass erneut bedeutende Impulse vom diesjährigen Forum für die Fortentwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen ausgehen werden.
Die koreanische Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen Forums und Präsidentin der Ewha Frauen Universität, Frau Kim Sun-Uk, begrüßte die Teilnehmer des Forums herzlich. In ihrer Begrüßungsrede ging Frau Kim Sun-Uk auf die 130-jährigen Beziehungen zwischen beiden Ländern ein, deren Bedeutung im vergangenen Jahr im Rahmen des XII. Deutsch-Koreanischen Forums in Goslar, insbesondere durch die Anwesenheit von Bundespräsidenten Joachim Gauck bei der Vorstellung der deutsch-koreanischen Gemeinschaftsbriefmarke, eindrucksvoll hervorgehoben wurde. Im Folgenden ging Frau Kim Sun-Uk auf weitere Veranstaltungen im deutsch-koreanischen Kontext und auf den Staatssbesuch von Staatspräsidentin Park Geun-hye im März dieses Jahres in Deutschland ein. Dabei verwies sie auf die wegweisende Rede von Staatspräsidentin Park in Dresden im Hinblick auf eine innerkoreanische Annäherung. Kim Sun-Uk verwies darauf, dass im Juni letzten Jahres die Ewha-Frauenuniversität ein „Wiedervereinigungsforum“ veranstaltet habe. Ziel sei es, dass die Wiedervereinigung fest in der koreanischen Gesellschaft verankert wird. Außerdem ging Frau Kim Sun-Uk auf die Geschichte der Ewha-Frauenuniversität ein, die nun bereits seit 128 Jahren besteht – anfänglich mit einer Studentin, heute mit verschiedenen Hochschulstandorten und Projekten weltweit. Im Übrigen habe Bundeskanzlerin Merkel von der Ewha-Frauenuniversität die Ehrendoktorwürde verliehen bekommen. Eine besondere Freude sei ihr, dass in diesem Jahr bereits zum dritten Mal im Rahmen des deutsch-koreanischen Forums ein Juniorforum stattfindet. Ihre Hoffnung sei es, dass Teilnehmer des Juniorforums in Zukunft auch einmal selbst Teilnehmer des „Senior“-Forums sein werden.
Johannes Selle MdB, Mitglied der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe, berichtete während seines Grußwortes zur Eröffnung des Deutsch-Koreanischen Forums, dass er sich bereits nach einem Tag in Korea heimisch fühle. Er betonte, dass es von großer Bedeutung sei über Möglichkeiten einer koreanischen Wiedervereinigung zu diskutieren. Es gelte „ins Gespräch zukommen“, da dies die Voraussetzung für eine Annäherung und damit für eine zu wünschende Wiedervereinigung sei. Ebenfalls würdigte Johannes Selle MdB in seiner Begrüßung die Rolle der Ewha-Frauenuniversität und hob die besondere gesellschaftliche Rolle der Frauen hervor. Abschließend wünschte Johannes Selle allen eine erfolgreiche Konferenz und ein gutes Gelingen des XIII. Deutsch-Koreanischen Forums.
In seinem Grußwort zeigte sich Hong Seok-Hyun, Chairman und CEO JoongAngllbo JTBC, erfreut, dass so viele Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft am Deutsch-Koreanischen Forum mitwirken. Es sei für ihn eine große Ehre am diejährigem Forum teilzunehmen. Deutschland sei geographisch weit von Korea entfernt und doch so nah. Viele große deutsche Namen, wie Goethe und Einstein, haben bereits einen wichtigen Einfluss auf die koreanische Gesellschaft genommen. Selbst Wörter wie „Arbeit“ und „Meister“ sind im Alltag verankert. Koreaner würden Deutschland als das Land nennen, von dem man am meisten lernen könne. Vor 130 Jahren wurde ein erster bilateraler Vertrag zwischen beiden Nationen geschlossen; heute besteht eine gemeinsame strategische Partnerschaft. Nach dem 2. Weltkrieg waren beide Länder geteilt. Heute ist Deutschland glücklicherweise wiedervereinigt und Deutschland könne daher ein Lehrer für Korea auf dem Weg zur Wiedervereinigung sein. Weiterhin sprach Hong Seok-Hyun auch die wirtschaftliche Partnerschaft an, die signifikante Handelsvolumina aufweisen könne. Es sei für Korea von Tag zu Tag wichtiger, mit Deutschland insbesondere auch in verschiedensten Facetten der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. Wenn beide Länder kooperieren, so werde sich dies sehr positiv bemerkbar machen. Denn: Beide Länder haben insbesondere Eines gemeinsam, Menschen, die hart arbeiten.
In seinem Grußwort bedankt sich Dr. YU Hyun-Seok, Präsident der Korea Foundation, bei der Ewha-Frauenuniversität für die erneute Ausrichtung des Forums sowie die Teilnahme aller Forumsteilnehmer, insbesondere der deutschen Teilnehmer. Des Weiteren bedankte sich Yu Hyun-Seok für die vielen Unterstützer des Forums. Dieses Forum sei noch bedeutungsvoller, da es unmittelbar nach dem Staatsbesuch der südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye in Deutschland stattfinde. Das Forum werde damit „auf eine neue Stufe“ gehoben.
Der 1. Vizeaußenminister der Republik Korea, CHO Tae-yong, ging in seinem Grußwort auf die erfolgreiche Plattform des Deutsch-Koreanischen Forums ein. Von den bisherigen Foren gingen seines Erachtens stets wichtige Impulse zur Fortentwicklung der bilateralen Beziehungen aus. Daher freue er sich umso mehr auf das XIII. Deutsch-Koreanische Forum. Vizeaußenminister Cho Tae-yong ging auch darauf ein, dass Deutschland in den 60’er Jahren eines der ersten Länder war, dass Korea Kredit gewährt habe, was unter anderem auch zum Wirtschaftswunder vom Han-Fluss führte. Er berichtete, dass im Rahmen des Staatsbesuches von Staatspräsidentin Park Geun-hye in Deutschland vereinbart wurde, die Kooperation zwischen beiden Ländern zu verstärken und über die hervorragenden Beziehungen zwischen den Staats-und Regierungschefs beider Länder. Die Beziehungen beider Länder werden insbesondere durch die Freundschaft beider Staatsoberhäupter gestärkt, ja auf eine neue Ebene gehoben, so Vizeausßenminister CHO Tae-yong. Im weiteren Verlauf ging Cho Tae-yong auch auf seine persönliche Erfahrungen mit Deutschland im Zuge seiner 34-jährigen Geschichte als Diplomat ein, die u.a. durch bemerkenswerte Erlebnisse im damaligen West-Berlin geprägt seien. Cho Tae-yong hoffe, dass beim XIII. Deutsch-Koreanischen Forum möglichst viele konkrete Vorschläge erarbeitet werden und wünschte hierzu allen Teilnehmern ein gutes Gelingen.
In seinem Vortrag zur aktuellen Lage in Korea erklärte KIM Young-Hie, Editor at Large der Zeitung JoongAnglbo, dass seines Erachtens die politische Lage in Korea heute eher instabil sei. Erst im Zuge des von Präsidentin Park Geun-hye geprägten Begriffes der „Bonanza-Wiedervereinigung“ stiegen ihre Zustimmungswerte wieder. Diese Tendenz verstärkte sich im Zuge ihrer Rede zur koreanischen Einheit in Dresden. Allerdings änderte sich dies erneut nach dem jüngsten Fährunglück in Korea, bei dem über 300 Menschen, meist Schüler, umgekommen sind. Daneben macht der Präsidentin aktuell eine Staatsbeamtenaffäre zu schaffen. Vor diesem Hintergrund wurden die Kommunalwahlen im Juni 2014 zu einem Referendum über die Unterstützung von Präsidentin Park deklariert. Die Wahl ging jedoch gemischt aus. Eine klare Tendenz ist nicht auszumachen. Im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2017 sei es schwer eine Prognose abzugeben. Selbst dem UNO-Generalsekretär Ban-Ki Moon werden gute Chancen eingeräumt. Momentan verfolgt Präsidentin Park Geun-hye weiter das Thema „Bonanza“ (wirtschaftlicher Aufschwung im Zuge bzw. nach einer koreanischen Wiedervereinigung). Die versprochene Staatsreform wird hingegen schwierig umzusetzen sein; insbesondere auch das Fährunglücks schwächt den politischen Handlungsspielraum der Präsidentin.
Rolf Mafael, Deutscher Botschafter in Seoul, verwies im Hinblick auf die aktuelle Lage in Deutschland, dass seit 1949 die FDP erstmals nicht im Deutschen Bundestag vertreten ist. Daneben sei der Einzug der europakritischen AfD ein weiterer Punkt, der die künftige Koalitions-Arithmethik stark beeinflussen werde. Die Energiewende sei aktuell die größte Herausforderung der Politik. Die Umweltpolitik sei ein Schwerpunkt deutscher Politik. Die Energiewende könne Modellcharakter haben, sofern diese erfolgreich – insbesondere mit Blick auf die Kosten – umgesetzt werde. Ein zweiter Schwerpunkt in den letzten Monaten seien sozialpolitische Themen gewesen. Die Soziale Marktwirtschaft sei der Kompass dieser Politik, so die deutsche Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel. Obwohl Deutschland wirtschaftlich stark sei, seien die Einkommensunterschiede in Deutschland so signifikant wie noch nie. Entsprechend habe die deutsche Regierung Maßnahmen auf den Weg gebracht, um dem entgegenzusteuern, so z.B. die Rentenreform oder die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Diese Neuerungen stoßen nicht nur auf Zustimmung in Deutschland. Die deutsche Bevölkerung stehe diesen Veränderungen jedoch zu 80% positiv gegenüber. Des Weiteren strebt die Bundesregierung eine Neuverschuldung von „0“ in 2015 sowie eine zügige Reduzierung der Staatsverschuldung in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt von 80% auf 70% an. Die wirtschaftliche Lage sei erfreulich. Deutschland sei schnell aus der Krise herausgekommen. Erstmals sei das wirtschaftliche Wachstum von aktuell 1,9% auch durch eine wachsende Binnennachfrage getrieben.
Erfreulich sei auch, dass Deutschland erstmals eine nicht mehr schrumpfende Bevölkerung verzeichne. Dies liege insbesondere an einem höheren Zuzug nach Deutschland. Die Integration der nach Deutschland ziehenden Menschen stelle jedoch eine beachtliche Herausdorderung dar. Insgesamt könne man in der deutschen Europapolitik eine große Kontinuität erkennen, obwohl Europa gerade auseinanderdriftet. Deutschland scheine sich heute zum Magneten und ruhenden Pol Europas zu entwickeln. Die Zustimmung der Bevölkerung sei insbesondere vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise nicht ausschließlich positiv. In der Außenpolitik habe Bundespräsident Gauck im Rahmen seiner Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz ein größeres Engagement Deutschlands gefordert. Die sich daraus ergebende Diskussion sei wichtig. Denn mit der rechtswidrigen Besetzung der Krim habe Russland geltendes Recht in Frage gestellt. Hier habe sich die deutsche Regierung eingebracht. Daneben gab es weitere Elemente, die auf deutsche Initiative hin auf den Weg gebracht wurden, um die Krise in der Ukraine friedlich zu lösen. Russland habe viel Vertrauen verloren. Dennoch sei eine Partnerschaft mit Russland wichtig. Daneben beschäftige Deutschland die NSA-Spionageaffäre. Zusammenfassend könne erfreulicherweise festgestellt werden, dass Deutschland sich gut entwickelt. Die Große Koalition arbeite so schnell ihr Programm ab, dass man meinen könnte, dass die Regierung bereits nach zwei Jahren alles erledigt haben möchte, so Botschafter Mafael.