Die Arbeitsgruppe „Wirtschaft“ des XIV. Deutsch-Koreanischen Forums in Rostock beschäftigte sich mit zwei Themen: der wirtschaftlich-technischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Korea einschließlich nichttarifärer Handelshemmnisse sowie der Entwicklung kleiner und mittelständischer Unternehmen in beiden Ländern und der Zusammenarbeit zwischen den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beider Staaten. Den Vorsitz der Arbeitsgruppensitzung führte Key-Young SUNG (Journalistin, KBS). Als Referenten agierten: Christian Scherer, Executive Vice President, EADS Deutschland GmbH; Sang Woo KIM, President, Samsung Electronics Europe; Dr. Rainer Frietsch, Fraunhofer Institut; Prof. Dr. Seong Kook KIM, Ewha School of Business
Der Vertreter von Airbus berichtete über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit koreanischen Partnern in den Bereichen der Satelliten und Weltraumtechnologie seit 1993 verbunden mit einem intensiven Personalaustausch. Das Beschaffungsvolumen habe sich verfünffacht. In fünf bis sechs Jahren strebe Airbus einen Handelsaustausch von 600 Mio. USD an. Wichtig für den Erfolg sei die Existenz klar formulierter Exportkontrollrichtlinien.
Die Vertreter der Firma Samsung Electronics berichteten, das Samsung seit 1982 in Europa aktiv sei. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen 600 Mitarbeiter. In einschlägigen Ranking Listen erscheint Samsung unter den weltweit 10 wichtigsten Firmen. Bei R&D ist Volkswagen AG die Nr. 1, Samsung Electronics weltweit die Nr. 2. Zukunftsbereiche, bei denen Deutschland und Korea enger zusammenarbeiten sollten, sind Smart Cars, Smart Health, Smart Cities und Industry 4.0. Samsung betreibt eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Samsung und BMW bei Elektroautos (Batterien). Kritisch merkte er an, dass deutsche Internetverbindungen zu langsam sind (5 G Technologie).
Die größten Technologiezentren von Samsung befinden sich in Polen (2000 Mitarbeiter)und Großbritannien, einige kleinere in Deutschland. Die Samsung-Forschung in Europa sei marktbezogen. Deutsche Gesprächsteilnehmer beklagen koreanische nichttarifäre Handelshemmnisse und lange Zulassungsverfahren, was von der Deutsch-Koreanischen Handelskammer bestätigt wurde. In Korea ist die Ansicht verbreitet, dass sich das Freihandelsabkommen mit der EU für das Land bislang nicht gelohnt habe. Die deutsche Seite bemerkte, dass Korea eine Einladung als Partnerland auf die CEBIT nicht angenommen und die Berliner IFA vorgezogen habe. Für Korea ist Deutschland ein wenig attraktiver Investitionsstandort, was sich auch in dem Investitionsvolumen ausdrückt (deutsche Investitionen in Korea i.H.v. EUR 9 Mrd., koreanische in Deutschland von EUR 4,6 Mrd.).
Der zweite Teil der Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit Möglichkeiten einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen kleinen und mittleren Unternehmen beider Staaten (KMU). Der deutsche Mittelstand umfasst 97 % aller Unternehmen, 16% der R&D Aufwendungen. Allerdings sind die Unternehmen sehr heterogen. Förderungsanstrengungen sollten sich auf interessierte Bereiche konzentrieren (Hochtechnologiebetriebe und Prozessinnovatoren sowie spezialisierte Zulieferer). Präsidentin Park Geun-hye hat bei ihrem Besuch im März 2014 ein Memorandum über die Förderung der Zusammenarbeit der KMUs beider Länder unterzeichnet.
Die Lage der KMUs in Korea ist wegen ihrer Abhängigkeit von Großunternehmen sehr viel schlechter als in Deutschland. Großunternehmen seien in Bereiche eingedrungen, die bisher dem Mittelstand vorbehalten waren. Es wurde eine stärkere Zusammenarbeit bei Digitalisierung, die Gründung eines Forschungsfonds und der Einsatz erneuerbarer Energien bei KMUs vorgeschlagen.
Als Sonderfall wurde diskutiert, dass ein 12 Jahre altes deutsch-koreanisches Joint Venture, das durch den Wechselkursverfall in Schwierigkeiten geriet, ein Ausweichen nach Kaesung durch das koreanische Investitionsverbot (für koreanische Firmen) unmöglich gemacht worden sei.
Autor: Dr. Michael Geier (Botschafter a. D.)