Einweihung des „Pavillons der Einheit“ am Potsdamer Platz, der Wunsch nach friedlicher Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel zum Ausdruck bringt
Grußwort
anlässlich der Einweihung des „Pavillons der Einheit“
am 25. November 2015 in Berlin
Als Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages, Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums und Ko-Vorsitzender des deutsch-koreanischen Beratergremiums zu außenpolitischen Aspekten der Wiedervereinigung freut es mich sehr, dass heute am Potsdamer Platz im Herzen Berlins der „Pavillon der Einheit“ eingeweiht wird, der den Wunsch nach einer friedlichen Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel zum Ausdruck bringt.
Dieses Jahr markiert den 25. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung. Wie in Deutschland so wird aber auch in Korea in diesem Jahr des Endes des 2. Weltkriegs vor 70 Jahren gedacht, was in Korea zugleich die Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft darstellte. Das Ende des 2. Weltkriegs markierte aber zugleich auch den Beginn der deutschen und koreanischen Teilung.
In der koreanischen Bautradition werden Pavillons immer an Orten errichtet, die zur Besinnung einladen. Insbesondere vor dem Hintergrund der leidvollen Erfahrung der deutschen Teilung und dem Glück der deutschen Wiedervereinigung ist es daher von großer symbolischer Bedeutung, dass der „Pavillon der Einheit“ in Berlin am Potsdamer Platz errichtet wurde. An keiner anderen Stelle der Berliner Mauer waren während der deutschen Teilung die eigentliche Mauer und die Hinterlandmauer durch einen derart breiten Todesstreifen voneinander getrennt wie am Potsdamer Platz. Fast alle Gebäude, die innerhalb des Streifens lagen, wurden vom DDR-Regime dem Erdboden gleich gemacht, darunter diejenigen Gebäude an der Ebert- und Stresemannstraße sowie die Reste des Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz. Mit Ausnahme einiger unscheinbarer Mauerreste deutet heute kaum noch etwas auf dieses schmerzvolle Kapitel der deutschen Geschichte hin. Nach der Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 stellte sich nach Jahrzehnten quasi über Nacht eine völlig neue Situation ein: Schon wenige Tage später wurde am Potsdamer Platz ein Stück der Mauer abgebrochen, ein aufgegrabenes Straßenstück asphaltiert und am 12. November 1989 ein provisorischer Grenzübergang geschaffen. Heute ist der Potsdamer Platz wieder einer der belebtesten Plätze im Herzen Berlins und somit sichtbares Zeichen für die friedliche Überwindung der deutschen Teilung.
Vom Vorsitzenden der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe, Hartmut Koschyk MdB, beschrifteter Dachziegel für den „Pavillon der Einheit“
Die heutige feierliche Einweihung des „Pavillons der Einheit“ hier am Potsdamer Platz in der ehemals geteilten Stadt Berlin – dem Symbol der deutschen Teilung – steht auch für die Hoffnung auf eine innerkoreanische Annäherung, Versöhnung und Einheit.
Der „Pavillon der Einheit“ trägt den Geist der Einheit und der Überwindung der Teilung der koreanischen Halbinsel in das Bewusstsein der deutschen und internationalen Öffentlichkeit und trägt insbesondere von Berlin aus folgende Botschaft in die Welt: So wie die Mauer in Berlin gefallen ist, die Narben der leidvollen Geschichte am Potsdamer Platz verheilt sind und die deutsche und damit die europäische Teilung friedlich überwunden wurden, so wird auch die Zeit für ein neues geeintes Korea in einem versöhnten und von Frieden, Vertrauen und Zusammenarbeit geprägten Nordostasien kommen! Dies kann durchaus schneller als erwartet der Fall sein. Auch Anfang 1989 hat wohl niemand auf der Welt geglaubt, dass noch in diesem Jahr die Berliner Mauer fallen und Deutschland bereits ein Jahr später wiedervereint sein würde.
Deutschland verband 40 Jahre mit Korea das Schicksal der Teilung. Auch 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und der friedlichen Revolution in der DDR sind die überwundene Spaltung Deutschlands und die andauernde Teilung auf der koreanischen Halbinsel weiterhin ein wichtiges Element der Verbundenheit zwischen Deutschland und Korea.
Bundespräsident Joachim Gauck hat im Oktober dieses Jahres in seiner Rede vor der Nationalversammlung der Republik Korea daran erinnert, dass „ein besonderes Band zwischen Korea und Deutschland die Erfahrung der Teilung der Nation in zwei Staaten bleibt“. Gleichzeitig betonte Bundespräsident Gauck, dass die Geschichte von der Überwindung der deutschen Teilung nie einfach „Blaupause“ sein kann. Unsere Erlebnisse und Lehren können aber doch zumindest jene interessieren, für die eine geteilte Nation mehr ist als ferne Geschichte.
Bundespräsident Gauck machte sich in seiner Rede vor der Nationalversammlung trotz der anhaltenden Spannungen zwischen der Demokratischen Republik Korea und der Republik Korea für einen Dialog stark. Ein Dialog nicht nur über die vermeintlich harten Themen der Sicherheitspolitik, sondern auch über Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und inzwischen auch die Umwelt könne „helfen, Kanäle der Kommunikation“ zu öffnen. „Vertrauen und Dialog sind der Schlüssel zu friedlichem Wandel und zu Verständigung. Dabei gilt es stets, das Ziel der Einheit im Blick zu behalten, so fern es auch erscheinen mag“, so Bundespräsident Gauck in seiner Rede vor der Nationalversammlung der Republik Korea.
In der langen stolzen Geschichte Koreas sind die vergangenen 70 Jahre irgend-wann nur noch eine Episode. Ich möchte mich den Worten von Bundespräsidenten Gauck anschließen, der zum Abschluss seiner Rede sagte: „Für Deutschland erwächst aus seiner Einheit und aus seiner neuen Rolle auch neue Verantwortung, in Europa und in der Welt. Gegenüber Korea besteht unsere Verantwortung darin, dessen Weg mit Interesse und, wo gewünscht, mit Rat zu begleiten – heute und in Zukunft.“
Der „Pavillon der Einheit“ steht im Zeichen der deutsch-koreanischen Freundschaft! Er ist Ausdruck der besonderen Verbundenheit zwischen Deutschland und Korea und setzt erneut eindrucksvoll ein Fanal für eine friedliche Überwindung der koreanischen Teilung hin zu Einheit, Recht und Freiheit.
Ich danke allen Verantwortlichen, die dieses großartige Symbol erdacht und verwirklicht haben!