XV. Deutsch-Koreanisches Forum in Gyeongju – „Digitalisierung der Wirtschaft: Industrie 4.0 und Smart Factory“
Soyeon Kim, Repräsentantin von NRW.Invest in der Republik Korea, Bae Kyeong-han, stellvertretender Leiter der Smart Factory und Vertreter der Industrie- und Handelskammer, Günther Klopsch, Leiter der Digital Factory Division and Process Industries & Drives Division bei Siemens AG Seoul, Der Vorsitzende der Internet Economy Foundation, Parlamentarischer Staatssekretär a.D. Prof. Dr. Friedberg Pflüger und Kim Hak-yong, Abteilungsleiter des Smart Factory Team bei Samsung Electronics
Im zweiten Panel des 1. Plenartages beschäftigten sich die Mitglieder des XV. Deutsch-Koreanischen Forums mit dem Thema „Digitalisierung der Wirtschaft: Industrie 4.0 und Smart Factory“. Moderiert wurde dieses Panel von Soyeon Kim, Repräsentantin von NRW.Invest in der Republik Korea.
Bae Kyeong-han, stellvertretender Leiter der Smart Factory und Vertreter der Industrie- und Handelskammer, erklärte, dass Smart Factories die Zukunft der Wirtschaft darstellen. „Der Grund dafür, ist die Flexibilität der Dinge, die durch entsprechende Software gewährleistet wird.“ Der Kunde bekommt somit maßgeschneiderte Wünsche zu niedrigen Preisen. Smart Factories lassen sich im Grunde in vier Stufen untergliedern. Bei der „Grundstufe“ wird der Fluss der Materialien in Echtzeit verfolgt, bei der „Mittelstufe 1“ erfolgt eine Automatisierung des Informationsprozesses, bei der „Mittelstufe 2“ wird die allgemeine Gerätesteuerung automatisiert und bei der „vierten Stufe“, dem höchsten Entwicklungsgrad, sind die virtuellen physischen Systeme des Anwendungssystems vollständig mit dem intelligenten Betriebssystem konfiguriert. Dieser Entwicklungsstandard ist derzeit jedoch noch nicht erreicht. Die Kompetenz neue Produkte zu entwickeln bedeutet die Fähigkeit, den Kunden differenzierte Produkte liefern zu können. Personalisierte Produkte aber reichen zum Überleben nicht mehr aus. Smart Factory bedeute, dass das Unternehmen in der Lage ist, flexibel herzustellen, kreatives Design anzubieten und aktiv auf Kundennachfragen einzugehen, so Bae.
Kim Hak-yong, Abteilungsleiter des Smart Factory Team bei Samsung Electronics, ist zuständig für kleinere koreanische Unternehmen und versucht die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen zu gewährleisten. Smart Factory bedeutet alles systematisch zu kontrollieren. Viele Systeme müssen dabei ineinander verknüpft sein und in Echtzeit kontrolliert werden. Fehler sollen somit frühzeitig geklärt werden können. Zunächst muss eine Grundlage im Sinne eines Betriebes bestehen. Durch die Innovation des Systems, die Kommunikation der Parteien, die Optimierung der Logistik und Produktivität sowie der Kontrolle der Qualität ist die Basis für eine Smart Factory gegeben. Die Schwierigkeit die sich hierbei herausstellt ist, dass jedes Unternehmen eine verschiedene Grundlage bietet. Im Klartext: Es müssen maßgeschneiderte Lösungen gefunden werden, um eine optimale Modernisierung zu gewährleisten. Dies kann nur schrittweise erfolgen und nicht auf einen Schlag.
Der Vorsitzende der Internet Economy Foundation, Parlamentarischer Staatssekretär a.D. Prof. Dr. Friedberg Pflüger, analysierte die Voraussetzungen der Smart Factories. Deutschland sei in diesem Bereich der Republik Korea weit hinterher und habe immensen Nachholbedarf. Vor allem in Sachen Breitbandausbau sei Südkorea ein Vorreiter. Zunächst müsse eine ausreichende digitale Infrastruktur vorhanden sein, um überhaupt die Voraussetzung für Smart Factory zu schaffen. Während es in Korea eine sehr „ausgereifte Szene“ gäbe, welche eine sehr gute Beziehung zwischen Start-ups und staatlichen Stellen pflege, sei diese in Deutschland nicht zu finden. Das Konzept sei zwar vorhanden, dennoch fehle es an einer technischen Basis. Es sollte nicht nur der Fokus auf die Smart Factory gelegt werden, sondern ebenso auch auf die Kundenschnittstelle, da große Firmen wie Google oder Amazon die Daten ihrer Kunden abgreifen und somit die Gefahr einer Monopolstellung bestehe. Die Plattform bestimme, wer die Macht in den nächsten Jahren innehat. Um den Amerikanern bzw. den Chinesen nicht „das Feld zu überlassen“ müsse in diesem Feld ein enger Dialog zwischen Deutschland und Korea bestehen, so Prof. Friedberg.
Günther Klopsch, Leiter der Digital Factory Division and Process Industries & Drives Division bei Siemens AG Seoul, hob nochmals die Bedeutung von Internet und Digitalisierung hervor. Durch Social media und online media, die eigenständige Serviceleistung der Maschinen sowie dessen Flexibilität wird unser heutiges Leben bestimmt. Um auf dem internationalen Markt bestehen zu können müsse die Produktionszeit verringert werden. Eine der größten Errungenschaften sei die Individualisierung des Massenprodukts. Digitalisierung soll dabei von der ersten Idee eines Produktes erfolgen. Das Ziel müsse sein, dass digitale Produkt so „wahrheitsgetreu“ wie möglich auf das reale Produkt widerzuspiegeln um ein optimales Produkt herzustellen.
Das Investment innerhalb der deutsch-koreanischen Industrie spielt eine ebenso große Rolle, wie die Regulierung internationaler Standards bzgl. der individuellen persönlichen Datenerhebungen. Nicht zu vergessen seien hierbei, gut ausgebildete Fachkräfte, um die Smart Factory letztendlich zu realisieren, so Klopsch.
Protokollant Vincent Trautner