Kim Jong-un in der chinesischen Hauptstadt / Koschyk im Interview mit SWR
Die Spekulationen über die erste Auslandsreise des nordkoreanischen Machthabers waren begründet: Von Sonntag bis Mittwoch hielt Kim sich auf Einladung Chinas in Peking auf. Dabei deutete er eine mögliche Lösung für den atomaren Konflikt an. Während seines Aufenthalts habe Kim nach Angaben aus Peking erklärt, dass er sich „der Denuklearisierung verpflichtet“ fühle. „Das Thema der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel kann gelöst werden, wenn Südkorea und die Vereinigten Staaten mit gutem Willen auf unsere Bemühungen reagieren, eine Atmosphäre des Friedens und der Stabilität schaffen und fortschrittliche und gleichzeitige Maßnahmen für die Umsetzung von Frieden ergreifen“, zitierte am Mittwoch die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua Nordkoreas Machthaber.
Bei seiner China-Visite besucht Kim Jong-un auch eine Ausstellung, die die Innovationsleistungen der Chinesischen Akademie der Wissenschaften seit dem 18. Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas (CPC) zeigt
Für Kim Jong-un war die Reise nach Peking sein erster Auslandsaufenthalt überhaupt seit dem Tod seines Vaters Ende 2011. Auch nach China war Kim seit seiner Machtübernahme nie gereist, was als Beleg dafür gedeutet werden kann, dass sich die Beziehungen zwischen China und Nordkorea in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert haben. Seit den Olympischen Winterspielen in Südkorea Mitte Februar zeichnete sich zunehmend eine Entspannung ab. Kim Jong-Un will sich in den kommenden Monaten sowohl mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-In als auch mit US-Präsident Donald Trump treffen. Gespräche mit der Staats- und Parteiführung in Peking ergaben als Vorbereitung für die beiden anderen Gipfeltreffen also durchaus Sinn. Die amerikanische Regierung ist nach eigenen Angaben von China über den Besuch des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un in Peking informiert worden.
Der SWR befragte bereits gestern hierzu den Ko-Vorsitzenden des Deutsch-Koreanischen Forums und Korea-Experten, Hartmut Koschyk. Koschyk erklärte er sei von dem Besuch Kim Jong-uns in der VR China nicht überrascht. Schon in seine Neujahrsansprache habe Kim Jon-un eine diplomatische Initiative angekündigt. „Seine Lesart und Argumentation ist: Wir sind jetzt nuklear und auch von unserer Raketentechnologie auf einen Stand, dass die USA uns nicht mehr angreifen können. Dies erlaubt uns jetzt, nachdem wir raketentechnisch und nuklear stark genug sind, auch den Dialog. Ins Innere nach Nordkorea hat Kim Jong-un immer die Signale gesendet wir werden beides erreichen: Auf Augenhöhe mit den USA zu verhandeln, weil wir unangreifbar geworden sind, aber auch das Land zu entwickeln, was nur in einer Phase der Entspannung möglich ist“, so Koschyk.
Das Interview mit Hartmut Koschyk als mp3 Datei zum Nachhören finden Sie hier.