Von Michael Schubert, Teilnehmer am Deutsch-Koreanischen Juniorforum
Am Dienstag, den 23.10, stand ein Besuch an der Grenze zu Nordkorea, auch DMZ (Demilitarisierte Zone) genannt, an. Eine insgesamt vier Kilometer breite und etwa 250 Kilometer lange Pufferzone trennt seit Ende des Koreakrieges im Jahre 1953 den Süden Koreas vom Norden. Nach einem ausgiebigen Frühstück im „Institute for Unification Education“ holte uns ein Bus um 09:30 Uhr ab. Das erste Ziel war das „Inter-Korean Transit Office“, welches dem „Ministry of Unification“ untersteht. Die Einrichtung befindet sich auf der südkoreanischen Seite der Grenze und liegt nur sieben Kilometer von der zurzeit geschlossenen Sonderwirtschaftszone Gaeseong und nur fünf Kilometer von nordkoreanischem Territorium entfernt.
Die Teilnehmer des Juniorforums wurden ausgiebig über die Aufgaben des „Inter-Korean Transit Office“ informiert
Um dorthin zu gelangen, mussten wir gegen Ende einer einstündigen Busfahrt die 900 Meter lange „Unification Bridge“ passieren. Die Hauptaufgabe des „Inner-Korean Transit Office“ besteht darin, den Transit von Koreanern, die die Grenze überqueren wollen, abzuwickeln. Lieferwagen werden geröntgt, Personen vergleichbar mit einem Flughafen abgefertigt. Bedingt durch die Schließung des von Nord- und Südkorea gemeinsam betriebenen Industriekomplexes in Kaeseong liegt die Zahl derer, die täglich die Grenze überqueren, bei etwa 30 Personen. Nach abgeschlossenem Transitverfahren werden nach Nordkorea Reisende vom Militär bis in das Zentrum der DMZ begleitet und dort an nordkoreanische Soldaten übergeben.
Nach einer interessanten Präsentation und der Besichtigung des Transit-Bereichs ging es mit dem Bus weiter zum Mittagessen, welches aus köstlichen Tofu-Spezialitäten bestand. Als alle Mägen gefüllt waren, setzten wir die Reise in Richtung „Dorasan-Station“ fort. Die Eisenbahn-Station wurde für den Fall einer möglichen Wiedervereinigung erbaut und 2002 auf südkoreanischer Seite fertiggestellt. Seit 2007 wurde die Anbindung mit einigen Unterbrechungen genutzt, um Rohmaterial in das Industriegebiet Kaeseong zu liefern und fertiggestellte Güter zurück nach Südkorea zu transportieren. Aufgrund der Stilllegung von Kaeseong wird die „Dorasan-Station“ lediglich von aus Seoul kommenden Zügen mit Touristen bedient. Die Hoffnung der Südkoreaner ist es, später einmal mit dem Zug von Südkorea, durch Nordkorea, über Russland bis nach Europa reisen zu können.
Blick vom „Odusan Unification Observatory“ nach Nordkorea
Als letzte Station unseres Tagesausflugs stand das „Odusan Unification Observatory“ auf dem Programm. Das Observatorium befindet sich auf dem gleichnamigen Berg „Odu“ in 140 Metern Höhe und erlaubt einen atemberaubenden Blick auf das nur in zwei Kilometern Entfernung befindliche Nordkorea. Die Trennung vom Norden findet ausschließlich durch die genau vor dem Fuße des Odusan aufeinandertreffenden Flüsse Imjin und Han statt. Mit bloßem Auge ließen sich Häuser, mit kostenlos zu Verfügung gestellten Ferngläsern sogar Nordkoreaner entdecken.
Im Hinblick auf das gemeinsame Schicksal der Teilung des eigenen Landes war der Ausflug für alle Beteiligten von äußerst großem Interesse und durchaus emotional. Vergleicht man die heutige Situation in Korea mit der damaligen in Deutschland, ist festzustellen, dass Deutschland von einer möglichen Wiedervereinigung nie so weit entfernt war, wie es Korea gegenwärtig ist.
Die neu aufgenommenen Friedensgespräche zwischen Mun Jaein und Gim Jeongun machen Hoffnung auf eine Besserung der Lage. Der kontinuierliche Dialog und eine Stärkung der nordkoreanischen Wirtschaft sind wichtige Grundvoraussetzungen für eine zukünftige Wiedervereinigung.