Deutsch-Koreanisches Juniorforum besucht Schloss Cecilienhof und historische Stätte der Potsdamer Konferenz sowie Schloss Sanssouci
Von Oscar Freyer, Teilnehmer des 8.Deutsch-Koreanischen Juniorforums
Nach einer Stadtrundfahrt und Besichtigung der East-Side-Galerie besuchten die Teilnehmer des Deutsch-Koreanisches Juniorforums am Sonntag das Hohenzollernschloss Cecilienhof, um auf einer geführten Besichtigung einen tieferen Einblick in die deutsche Neuordnung nach 1945 zu erhalten.
Das zwischen 1913 und 1917 im Landhausstil erbaute Schloss sollte dem letzten Kronprinzen, Wilhelm, Sohn von Kaiser Wilhelm II., und seiner Frau Cecilie, Herzogin zu Mecklenburg, alle modernen Annehmlichkeiten bieten. Der bisherige Sitz des Kronprinzen, das Marmorpalais, glich mehr einem Museum als einer angemessenen Behausung. Das neu errichtete, aus 176 Zimmern bestehende Schloss bot fließendes Warmwasser, elektrische Leitungen und einen Telefonanschluss.
Nach der Abdankung des Kaisers 1918 ging das Schloss in den Staatsbesitz über, wurde dem Kronprinzen und seiner Familie aber 1926 als Leihgabe mit einem Wohnrecht für drei Generationen zurückgegeben. Diese bewohnten das Schloss bis zu ihrer Flucht im Jahre 1945, woraufhin des von der Sowjetische Militäradministration in Deutschland entschädigungslos beschlagnahmt wurde.
Die darauffolgenden Ereignisse machten das architektonisch nicht allzu auffällige Schloss zu einem der bedeutendsten Orte der deutschen Nachkriegsgeschichte. In der vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 stattgefundenen Potsdamer Konferenz wurde unter der sich andeutenden Bedrohung des Kalten Krieges die Neuordnung Europas und die Aufteilung Deutschlands verhandelt.
Während der Führung wurden der Gruppe anhand der zahlreichen Exponate und der im Originalzustand belassenen Räume die Vorgeschichte und der Ablauf der Potsdamer Konferenz vermittelt. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 wollten die Siegermächte die Verhältnisse vertraglich regeln. Da die Stadt einem Ruinenfeld glich, konnten in Berlin keine ausreichenden Räumlichkeiten gefunden werden, sodass in das unzerstörte Schloss Cecilienhof ausgewichen werden musste. Die großzügige Anlage wurde in drei Bereiche aufgeteilt, wodurch die „Großen Drei“, die USA, Großbritannien und die Sowjetunion, in dem zweistöckigen Haus jeweils eine große Zahl an Büros zur Verfügung hatten. Als zentraler Tagungsort diente die große Wohnhalle, die durch drei gleich große Türen mit den Büros der Staatschefs verbunden waren. Churchill musste, um in sein Büro zu gelangen, einen Umweg in Kauf nehmen, da es nicht direkt an den britischen Teil grenzte. Die Büros wurden nach den Vorlieben der Staatschefs mit Möbelstücken aus umliegenden Schlössern bestückt.
Der aus Moskau gelieferte Tisch bot Platz für fünfzehn Teilnehmer, die hauptsächlich über die Neuordnung Deutschlands und die Westverschiebung Polens diskutierten. Die Kernpunkte des Abkommens stellten die „4 D“, Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung und Dezentralisierung, dar. Daneben wurden noch einige territoriale Entscheidungen wie die vorläufige Festlegung der Oder-Neiße-Grenze und der Status der Stadt Königsberg getroffen.
Die Verhandlungen wurden primär von den Staatschefs der „Großen Drei“, Stalin, Churchill und Truman, geführt. Die Konferenz musste ab dem 26. Juli für zwei Tage unterbrochen werden, da die Ergebnisse der Wahl des britischen Parlaments verkündet wurden. Der ursprünglich beteiligte Winston Churchill wurde gegen den Wahlsieger Clement Attlee ausgetauscht. Trotz Bitten des neuen Premierministers kehrte Churchill nicht auf die Konferenz zurück.
Die Potsdamer Konferenz und die währenddessen getroffenen Entscheidungen waren nicht nur für die europäische Neuordnung relevant, sondern beeinflussten auch die Lage auf der koreanischen Halbinsel. Nach der Befreiung von Japan wurde die Hoffnung einer Unabhängigkeit Koreas durch die sich abzeichnende Blockbildung torpediert und mit der Festlegung des 38. Breitengrades als Grenze zwischen der amerikanischen und der russischen Besatzungszone zerschlagen.
Nach der Konferenz wurde das Schloss verlassen und ab 1953 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Nähe zur innerdeutschen Grenze verwandelte Teiler der idyllischen Parkanlage in eine Festung. Nach der Wiedervereinigung und der Aufforstung des Todesstreifens ist die Parkanlage nun wieder in ihrem ursprünglichen Zustand zu besichtigen.
Im Anschluss an den Besuch von Schloss Cecilienhof hatten wir noch Gelegenheit den Schlosspark Sanssouci zu besichtigen und waren beeindruckt vom „kleinen Versailles“, das von Friedrich II. errichtet wurde.