Im zweiten Panel “130 Jahre Deutsch-Koreanische Beziehungen – Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft” moderierte der langjährige koreanische Ko-Vorsitzende und Chair-Professor an der Universität von Ulsan die Vorträge und anschließende Diskussion anlässlich des XII. Deutsch-Koreanischen Forums in Goslar.
Chung Ho Choe, Chair-Professor an der Universität von Ulsan.
Zunächst richtete der ehemalige Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Korea und amtierender Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft, Michael Anton Geier, das Wort an die Mitglieder des XII. Deutsch-Koreanischen Forums in Goslar.
Ein Blick in die Vergangenheit könne dafür sorgen, die heutigen Beziehungen zwischen Deutschland und Korea zu verstehen. Vor diesem Hintergrund skizziert Herr Geier im Rahmen seines Vortrages die historische Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen. Dabei ging er auf bedeutende deutsche Persönlichkeiten und ihr Wirken in Korea ein. Außerdem schilderte Herr Geier im Rahmen seines Vortrages das gesellschaftliche Bild Koreas von den 1880’er bis in die heutige Zeit. Dabei orientierte er sich auch und insbesondere an Berichten deutscher Abgesandter. Dabei ging Herr Geier auch auf interessante Details des Alltags ein. So lebten beispielsweise um 1901 gerade einmal 17 Deutsche in Korea. Umgekehrt gab es lediglich eine Hand voll Koreaner in Deutschland, Mitarbeiter einer hansatischen Handelsgesellschaft.
Insgesamt sei die Geschichte der gemeinsamen Beziehungen sehr positiv geprägt. Im Rückblick auf das 20. Jahrhundert stellt Herr Geier jedoch fest, dass es seitens der deutschen Reichsregierung keine Proteste in Bezug auf die japanische Annexion Koreas gab. Im Gegenteil, die koreanischen Gebiete wurden von seitens Deutschlands von Yokohama aus mit betreut. Positiv hervorzuheben sei indes die Arbeit der Benediktiner Mönche aus St. Ottilien.
Seit den 60’er Jahren des 20. Jahrhunderts habe sich die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Korea von Wirtschaftshilfe bis hin zur aktuellen Zusammenarbeit auf Augenhöhe entwickelt. So seien beispielsweise BASF und BMW wirtschaftlich fest in Korea und Samsung in Deutschland verankert.
Aktuell sei festzustellen, dass die junge Generation sich offenbar weniger gerne binden lasse. Die koreanischen Vereine in Deutschland hätten immer weniger junge Mitglieder. So hoffe Herr Geier insbesondere auf den Erfolg des Deutsch-Koreanischen Junior-Forums, um auch zukünftig die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiterentwickeln und vorantreiben zu können. Die Pflanze des Miteinanders braucht regelmäßig Wasser, Dünger und unsere Aufmerksamkeit.
Abschließend führte der ehemalige Außenminister der Republik Korea und Professor für Diplomatie an der Staatlichen Universität in Seuol das Wort.
Professor Yoon würdigt in seinem Vortrag insbesondere Beziehungen Koreas zu Deutschland. Die diplomatischen Beziehungen zu den direkten Nachbarstaaten Koreas seien von einer Hassliebe geprägt. Die Beziehungen zu Deutschland hingegen seien fast ausschließlich positiv geprägt.
Zwischen Deutschland und Korea gäbe es seiner Meinung nach drei Phasen der Beziehungen zwischen beiden Ländern. So waren die Begegnungen zwischen deutschen Geistlichen und koreanischen Mitgliedern der Herrscherfamilie im 17. Jahrhundert bereits signifikante Ereignisse, die die Entwicklung der koreanischen Halbinsel stark geprägt haben und sie noch stärker hätten prägen können, sofern sich nicht im Zuge der Geschichte hinderliche Umstände ausgewirkt hätten. Nachdem 1882 der deutsch-koreanische Handels- und Freundschaftsvertrag abgeschlossen wurde hatte bis zur Unterbrechung der diplomatischen Beziehungen 1905.
Der Zeitraum von 1950 bis zur deutschen Wiedervereinigung stelle die zweite Phase der Beziehungen zwischen beiden Ländern dar. Kanzler Erhard sagte damals, dass lediglich wirtschaftliche Prosperität den Kommunismus überwinden könne. Zugleich bot er an, nach Korea in Funktion eines wirtschaftlichen Beraters zu kommen. Dies habe Korea sehr beeindruckt.
Die dritte Phase begann gemäß Prof. Yoon nach der deutschen Wiedervereinigung. Während dieser Zeit habe Korea sehr viele Inspirationen aus dem deutschen Einigungsprozess erhalten. Der Wert des Menschen sei das Wichtigste, nicht nur die Einheit des Landes. In diesem Kontext überlege er sich immer wieder, wie die Nordkoreapolitik Südkoreas aussehen sollte. Wirtschaftliche Zusammenarbeit sei zwar wichtig, die medizinische Zusammenarbeit sei jedoch ggf. wichtiger, ebenso eine Zusammenarbeit im Bereich Umweltschutz. Den Menschen in Nordkorea muss ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden. Nur so kann möglicherweise eine Änderung der Lage, eine koreanische Wiedervereinigung erreicht werden. Final stehe die kontinuierliche Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft im Fokus der koreanischen Bemühungen.
In den letzten 130 Jahren könne er im Rückblick sagen, dass Korea und Deutschland hoffentlich weiterhin ihre Beziehungen vertiefen. Er wünsche sich, dass ein vereinigtes Korea ein Bug-Staat Nordostasiens für Frieden und wirtschaftliche Prosperität werde, so wie Deutschland dies mehr und mehr in Europa sei.
Aktualisiert (Donnerstag, den 20. Juni 2013 um 14:22 Uhr)