Moderiert wurde die Arbeitsgruppe von Robert Kliche, Geschäftsführer bei Aurilliance. Referenten waren Heike Baehrens MdB, stellv. Vorsitzende der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe und Dr. Tchoe Bjongho, Präsident des „Korea Institute for Health and Social Affairs“
Nach der Eröffnung durch den Moderator, Robert Kliche gab Heike Baehrens MdB einen Überblick über die demographische Lage in Deutschland. Sie führte aus, dass es in Deutschland einen Wandel hinsichtlich des Alters gegeben habe, weg von Angst und Bedrohung, hin zu Chancen und Potentiale. „Active Aging“, eine gesamteuropäisches Konzept widmet sich dem individuellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel, wie dieser als Potential wahrgenommen und wie entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden können. Angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland bzw. Europa muss in Zukunft verstärkt darüber nachgedacht werden, wie ältere Arbeitnehmer länger im Beruf gehalten werden können, wie Arbeitsplätze beschaffen sein müssen, damit die Arbeitskraft der Gesellschaft auch in höherem Alter erhalten bleibt. Ein Stichwort ist u.a. die Gesundheitsförderung und die Teilrente.
Nach Heike Baehrens ist der demografische Wandel ein Querschnittsthema. Das hat auch die deutsche Regierung erkannt. Unter dem Motto „Jedes Alter zählt“ wurde ein Dialogprozess eingeleitet, der breit angelegt Vertreter aller Verwaltungsebenen und der Zivilgesellschaft, u.a. Gewerkschaften, Verbände, Nichtregierungsorganisationen einbindet.
Drei übergreifende Ziele werden dabei verfolgt:
– Menschen in ihrem Lebensläufen stärken
– Sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt bewahren und fördern
– Nachhaltiges Wachstum mobilisieren, solide Finanzen sichern, Innovationskraft und Wohlstand erhalten.
Bislang fanden zwei Demografie-Gipfel statt. Ergebnisse und weitere Informationen können unter www.demografie.de abgerufen werden. Als weiteren wichtigen Punkt erwähnte die Referentin die Zuwanderung als positiven Faktor in der demografischen Entwicklung. „Wir brauchen die Zuwanderung“, sagte Heike Baehrens, und damit verbunden sei eine gute Integrationspolitik.
Dr. Tchoe Byonho verdeutlichte anhand statistischen Materials die aktuelle Situation in der Republik Korea. Innerhalb von 50 Jahren hat sich die Geburtenzahl auf 1,23 Kinder reduziert und hat damit sogar eine niedrigere Geburtenrate als Deutschland. Noch liegt der prozentuale Anteil von über 65 jährigen unter dem OECD Durchschnitt, aber bereits 2060 wird ROK den heutigen Spitzenreiter, Japan, überholt haben. Das wird dramatische Auswirkungen auf die Versorgung der alten Bevölkerung haben. Bereits jetzt gelten 40 % aller Älteren als arm. Erschreckend ist die Selbstmordrate dieser Bevölkerungsgruppe. Mit der Anzahl der Kinder steigen die Ausgaben für ihre Schulbildung. Weitere Veränderungen: mehr Frauen sind berufstätig, das Alter zum Zeitpunkt der Hochzeit hat sich nach hinten verlagert und auch die Prozentzahl der Unverheirateten steigt, alles Faktoren, die Auswirkungen auf die Kinderzahl hat.
Tchoe Byongho wies auch auf die Diskrepanz zwischen dem offiziellen Renteneintrittsalter, das bie 60 liegt (erst vor kurzem auf 65 erhöht) und dem tatsächlichen Renteneintrittsalter, das bei durchschnittlich 71,4 Jahren liegt hin. Wie in Deutschland auch erkennt man das Potential von Migranten. Allerdings seien die Arbeitskräfte zu gering qualifiziert.
Einen sichtlich positiven Einfluss hätte, so Tchoe Byongho eine Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea.
Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde deutlich, dass es schwierig ist, das deutsche oder das schwedische Modell, als Vorbild auf Korea zu übertragen. Es muss einen „koreanischen Weg“ geben, der u.a. das klassische Modell der „Familienversicherung“ (Generationenvertrag) und die Tatsache berücksichtigt, dass eine Umstellung der kapitalgedeckten Sozialversicherung, wie sie derzeit in Korea besteht, auf eine umlagenbasierte langwierig sein könnte. Tchoe Byonho betonte mehrfach, wie wichtig auch der gesellschaftliche Konsens hinsichtlich der Brisanz dieses Themas ist.
Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe 3 entwickelten zwei konkrete Vorschläge:
1.Etablieren eines deutsch-koreanischen Demografie Forums
2.Prüfung, ob nicht doch eine umlagenbasierte Sozialversicherung in ROK möglich wäre. Als Beispiel wurde die deutsche Pflegeversicherung genannt, die erst vor Kurzem etabliert wurde.