Als erster Papst in 25 Jahren besuchte Papst Franziskus Fernost und beendete seine fünftägige Südkorea-Reise. Offizieller Anlass war der vergleichsweise kleine VI. Asiatische Jugendtag im Bistum Daejeon. Höhepunkt seines Besuchs war die Seligsprechung von 124 koreanischen Märtyrern in Seoul.
Während seines Besuchs hat Papst Franziskus mehrfach für einen Dialog zwischen Nord- und Südkorea geworben. Bereits zu Beginn seines fünftägigen Besuches in Südkorea hat er zum Dialog mit Nordkorea aufgerufen. Frieden könne nicht durch gegenseitige Schuldzuweisungen und „Zurschaustellung von Macht“ erreicht werden, sagte Papst Franziskus vor Regierungsmitgliedern und Diplomaten im Präsidentenpalast von Seoul. „Ich kann nur meine Anerkennung für die unternommenen Bemühungen um Versöhnung und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel zum Ausdruck bringen und zu diesen Bemühungen ermutigen, denn sie sind der einzig sichere Weg zu dauerhaftem Frieden. Koreas Streben nach Frieden ist uns ein Herzensanliegen, denn es wirkt sich auf die Stabilität der gesamten Region und in der Tat auf unsere ganze kriegsmüde Welt aus“, so Papst Franziskus. Staatspräsidentin Park Geun-Hye bekundete ihrerseits die Hoffnung, Franziskus werde „eine Zeit des Friedens und der Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel einleiten“. Am Tag seiner Ankunft hatte Nordkorea fünf Mittelstreckenraketen über dem chinesischen Meer getestet. Am 18. August beginnt das jährliche gemeinsame Manöver der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte. Insgesamt 80.000 Soldaten üben darin zwei Wochen die Abwehr eines etwaigen Militärschlags von nordkoreanischer Seite.
Offizieller Anlass der Reise von Papst Franziskus nach Südkorea war seine Teilnahme am VI. Asiatischen Jugendtag, einem Treffen junger asiatischer Katholiken, im Wallfahrtsort Solmoe. Das katholische Heiligtum von Solmoe ist Geburtsort des ersten koreanischen Priesters, Andreas Kim Daejeon. In seiner Botschaft an die rund 6.000 jungen Menschen rief Papst Franziskus dazu auf gemeinsam eine Welt aufzubauen, „wo wir alle in Frieden und Freundschaft zusammenleben“. Papst Franziskus erklärte, dass Süd- und Nordkorea ein Volk und eine Familie bilden. Er rief dazu auf, für die Brüder im Norden zu beten, und hielt mit den Teilnehmern des Asiatischen Jugendtages eine kurze Gebetspause. Weiter äußerte er die Hoffnung, dass die gemeinsame Sprache der Koreaner wie in einer Familie die Zusammengehörigkeit fördere. Die Menschen im verfeindeten Norden sprächen ebenso Koreanisch wie die Einwohner im Süden. „Wenn man die gleiche Sprache spricht, gibt es immer eine Hoffnung“ so Papst Franziskus in seiner Botschaft an die Jugendlichen.
Seine Eminenz, der Erzbischof von Seoul, Kardinal Andrew Yeom Soo-jung gemeinsam mit dem Ko-Vorsitzenden des Deutsch-Koreanischen Forums, Hartmut Koschyk MdB und dem Repräsentanten des pastoralen Hilfswerkes päpstlichen Rechts „Kirche in Not“ in Korea, Johannes Klausa. Im Rahmen des Deutsch-Koreanischen Forums, dessen Ko-Vorsitzender Koschyk ist, informierte er sich im Juli dieses Jahres über das christliche Leben auf der koreanischen Halbinsel
In der Millionenstadt Daejeon, einem wichtigen Forschungs- und Technologiestandort,rief Papst Franziskus die Christen Korea in einem Gottesdienst, dazu auf, sich gegen „unmenschliche Wirtschaftsmodelle“ zu stellen und den „Geist des uneingeschränkten Wettbewerbs“ zu bekämpfen, die zu neuen Formen von Armut und Ausgrenzung führten. Dabei beklagte er eine verbreitete Hoffnungslosigkeit und die wachsende Suizidrate, die in Südkorea zu den höchsten der Welt gehört. Vor dem Gottesdienst hatte sich Franziskus mit Angehörigen von Opfern des Fährunglücks vom 16. April getroffen. Beim Untergang der „Sewol“ vor der Südküste Koreas ertranken 294 Menschen, vor allem Jugendliche, die auf dem Weg zu einer Ferieninsel waren.
Bei einem Treffen mit 70 Bischöfen aus ganz Asien im Heiligtum von Haemi, eine Haft- und Hinrichtungsstätte während der Christenverfolgung im 19. Jahrhundert südwestlich von Seoul, betonte Papst Franziskus, dass die Kirche „die Pflicht zum kreativen Dialog und zur Offenheit gegenüber allen“ habe. Insbesondere äußerte er die Hoffnung, dass die asiatischen Staaten, die bislang noch keine vollen diplomatischen Beziehungen zum Vatikanunterhielten, diese nun einleiteten. So sind die Gespräche um einen Botschafteraustausch mit Vietnam bislang ohne Resultat und auch mit anderen Staaten Asiens wie Afghanistan, Saudi-Arabien, Bhutan oder Nordkorea unterhält der Heilige Stuhl bislang keine diplomatischen Beziehungen. Zweifellos war die Aufforderung eine neue Ära des Dialogs in Asien einzuleiten auch ein Zeichen von Papst Franziskus an die VR China, die Beziehungen zum Heiligen Stuhl zu verbessern.
Höhepunkt der Reise von Papst Franziskus war ein Gottesdienst auf dem Gwanghwamun-Platz im Zentrum in Seoul, bei dem 124 koreanische Märtyrer seliggesprochen wurden, die im 18. und 19. Jahrhundert ihres Glaubens wegen getötet worden waren. Der Feier wohnten rund 1 Millionen Menschen bei. Nachdem Johannes Paul II. 1984 bei seinem ersten Koreabesuch 103 Märtyrer der zweiten und dritten Katholikengeneration seliggesprochen hatte, waren es diesmal die Gründerväter der katholischen Kirche in Korea. Paul Yun Ji-Chung, der erste der 124 neuen Seligen, wurde zusammen mit seinem Vetter getötet, weil er bei der Beerdigung seiner Mutter die Riten des Konfuzius verletzte und christlichen Normen folgte. In seiner Predigt rief Papst Franziskus dazu auf „Christus an die erste Stelle zu setzen“ und für eine gerechtere, freiere und versöhntere Gesellschaft einzutreten, um dadurch auch zum Frieden und für menschliche Werte in Korea wie in der Welt beizutragen.
Im Vorfeld des XIII. Deutsch-Koreanischen Forums besuchte der deutsche Ko-Vorsitzende Hartmut Koschyk MdB die Abtei der Missionsbenediktiner in Waegwan. Ko-Vorsitzende Hartmut Koschyk MdB, der Repräsentant des pastoralen Hilfswerkes päpstlichen Rechts „Kirche in Not“ in Korea, Johannes Klausa, der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes und Vorstandsmitglied des Vereins Deutsch-Koreanisches Forum e.V., Manfred Nüssel, Botschafträtin Ute Katzsch-Egli von der Deutschen Botschaft in der Republik Korea gemeinsam mit dem Abt der Benediktinerabtei in Waegwan, Seine Gnaden Blasio Park Hyun-dong, Pater Udo Haas, erster Abt der Benediktinerabtei in Waegwan, dem Prior der Abtei, Pater Gregori sowie den Padres Elmar Lang, Hugo Song und Bonaventura
Zum Abschluss seiner Reise in Südkorea hat Papst Franziskus in der Myeong-dong Kathedrale in Seoul eine Messe für Frieden und Versöhnung der beiden koreanischen Staaten gefeiert. Unter den rund 1.000 Gottesdienstbesuchern war auch Südkoreas Staatspräsidentin Park Geun-hye. In seiner Predigt betonte Papst Franziskus, dass die Messe in erster Linie ein Gebet um Versöhnung „innerhalb der koreanischen Familie“, sei. Das koreanische Volk blicke auf sechzig Jahre Erfahrung „mit Teilung und Konflikt“ zurück und alle Christen müssten jenen Tag vorbereiten, an dem Korea sich „an Gottes überreichem Segen der Harmonie und des Friedens“ erfreuen werde. Papst Franziskus rief dazu auf „neue Gelegenheiten zum Dialog“ und zur Überwindung von Gegensätzen zu suchen. Alle Koreaner seien „Brüder und Schwestern“ und „Glieder einer Familie, so Papst Franziskus. Zugleich ermahnte Papst Franziskus die Südkoreaner dazu, der notleidenden Bevölkerung des Nordens mit „anhaltender Großzügigkeit“ humanitäre Hilfe zu leisten. Zu der Messe in der Myeong-dong Kathedrale waren auch Katholiken aus Nordkorea eingeladen. Das kommunistische Regime in Pjöngjang hatte ihnen jedoch die Ausreise verwehrt. Eine Dornenkrone aus Stacheldraht von der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea als Bildnis für Frieden und Wiedervereinigung erinnert in der Kathedrale von Seoul künftig an die Teilung des Landes. Über der Dornenkrone steht eine Figur der „Gottesmutter von Fatima“, ein Symbol der Kathedrale von Pjöngjang. Der Erzbischof von Seoul, Kardinal Andrew Yeom Soo-jung, ist formell zugleich Verwalter des vakanten nordkoreanischen Hauptstadtbistums.
Vor dem Gottesdienst hatte Franziskus in der Kathedrale einige Frauen begrüßt, die während der japanischen Besatzung Koreas bis 1945 zur Prostitution gezwungen wurden. Während der Messe trug er auf seinem weißen Gewand einen gelben Schmetterling, das Erkennungszeichen der ehemaligen sogenannten „Trostfrauen“, das ihm eine der Teilnehmerinnen zuvor angesteckt hatte.
Der Besuch von Papst Franziskus in Südkorea enthielt klare Botschaften an die Menschen in Südkorea. Die Worte während seines Besuches waren ein deutlicher Aufruf für Frieden und Versöhnung in dem seit 60 Jahren geteilten Land – eine Aufforderung zum Dialog und zur Versöhnung in ganz Nordostasien. Er rief zur Überwindung bestehender Barrieren auf, vermied Schuldzuweisungen oder Vorhaltungen an die eine oder andere Seite, und sprach vornehmlich von „Korea“, statt von Nord oder Süd. Seine Worte waren auch eine Botschaft an die koreanische Politik und Gesellschaft, die Hoffnung auf eine koreanische Wiedervereinigung nicht zu verlieren, und sich gemeinsam nachhaltig für die Überwindung der koreanischen Teilung einzusetzen.
Gleichzeitig ging vom Besuch von Papst Franziskus in Südkorea eine neue Dialogoffensive der katholischen Kirche an die Staaten Asiens aus, die ganz besonders auch an China gerichtet war. Sicherlich ist es als Zeichen der Annäherung zu werten, dass Papst Franziskus auf dem Hinweg nach Seoul als erstes Katholikenoberhaupt chinesischen Luftraum durchquerte. Bei der Reise von Papst Johannes Paul II. nach Südkorea vor 25 Jahren hatte China den Überflug noch verweigert. Franziskus wünschte Staatspräsident Xi in seinem Gruß „göttlichen Segnungen des Friedens und des Wohlbefindens für die Nation“. Papst Franziskus hat mit seiner Reise bestätigt, dass Asien eine Priorität seines Pontifikats bilden wird. Mit seinem fünftägigen Besuch in Korea war er der erste Papst in Fernost seit 25 Jahren und bereits im Januar wird Franziskus erneut nach Asien zurückkehren und Sri Lanka und die Philippinen besuchen. Papst Franziskus würdigte mit seinem Besuch in Südkorea aber auch eine lebendige, wachsende Ortskirche, die nicht von ausländischen Missionaren, sondern von koreanischen Laien begründet wurde, und die in ihren Anfangsjahren 10.000 Märtyrer.
Insgesamt setzte Papst Franziskus mit seinen Besuch in Südkorea einen wichtigen Impuls für eine innerkoreanische Annäherung und einen umfassenden Friedensdialog in der gesamten Region. Ich bin überzeugt, dass Papst Franziskus bei der Überwindung der Teilung Koreas und der Spannungen in Nordostasien einen gleichsam bedeutsamen Beitrag leisten könnte, wie seinerzeit Papst Johannes Paul II. bei der Überwindung der Teilung Deutschlands, Europas und des Kalten Krieges auf dem europäischen Kontinent.
Aktualisiert (Montag, den 18. August 2014 um 12:15 Uhr)