Als Folge des Besuches von Frau Staatspräsidentin Park Geun-Hye im März dieses Jahres in Berlin veranstaltete das koreanische Beratungsgremium zu Fragen der Wiedervereinigung der Republik Korea (National Unification Advisory Council) im Sitzungsaal der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unter den Motto „Lösungen zur Wiedervereinigung Koreas im Hinblick auf die Integrationspolitik Deutschlands“ ein Deutsch-Koreanisches Friedens- und Wiedervereinigungsforum veranstalten, das von Herrn stellv. Vorsitzenden Hyun Kyung-Dae geleitet wird. Vorsitzende dieser koreanischen Einrichtung zu Fragen der Wiedervereinigung (National Unification Advisory Council) ist die koreanische Staatspräsidentin Frau Park Geun-Hye. Themen der beiden Sitzungen werden sein: „Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Schaffung einer Basis zur Wiedervereinigung und die Implikationen für Korea“ sowie die „Menschenrechtspolitik der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der DDR und die Implikationen für Korea“.
Der Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung in Korea, Dr. Bernhard Seliger, die Vorsitzende des Verbandes von NUAC in Nordeuropa, Choi Wol-Ah, der stellv. Vorsitzende von NUAC, Hyun Kyung-Dae, Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert MdB, der Gouverneur der Gyeonggi-Provinz, Nam Kyung Pil, der Vorsitzende der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB und der Botschafter der Republik Korea, Kim Jae-Shin
Das Forum fand mit Unterstützung des Vorsitzenden der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages und Ko-Vorsitzenden des Deutsch-Koreanischen Forums, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB und in Kooperation mit der Hanns-Seidel-Stiftung statt.
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert MdB begrüßte die Teilnehmer des Forums herzlich und erklärte, dass sich kein besserer Austragungsort für dieses Forum hätte finden lassen können, als das Reichstagsgebäude, das bis vor 25 Jahren noch ein Symbol der Teilung Deutschlands und Europas gewesen sei. Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Deutschen Widervereinigung ist es heute ein Symbol der Einheit Deutschlands und Europas.
Der Vorsitzende der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages, Bundesbeauftragter Koschyk verwies auf die jüngsten hochrangigen Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, was durchaus Anlass zur Hoffnung auf einen innerkoreanischen Annäherungsprozess gebe. Deutsche Erfahrungen im Hinblick auf Teilung, Annäherungspolitik und Einigungsprozess bieten der koreanischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zweifellos wichtige Anregungen für einen eigenen Weg. „Für Einheit in Frieden und Freiheit sollten wir nicht aufhören, in aller Bescheidenheit zu fragen, was Korea von Deutschland lernen könnte, wenn es um die Überwindung der Teilung auf der koreanischen Halbinsel geht“, so Bundesbeauftragter Koschyk.
Choi, Wol-Ah, Vorsitzende des NUAC in Nordeuropa erklärte in ihrem Grußwort, dass es Herzenswunsch sei, dass auf der koreanischen Halbinsel, dem einzigen Land auf der Erde, das geteilt ist, eine friedliche Vereinigung zur Realität wird. „Daher macht es Sinn und ist von großer Bedeutung, dass das Deutsch-Koreanische Forum mit dem Thema ‚Lösungen zur Wiedervereinigung Koreas im Hinblick auf die Integrationspolitik Deutschlands‘ dieses Mal im deutschen Bundestag, der bereits eine friedliche Wiedervereinigung geleistet hat, abgehalten wird“, so Vorsitzender Choi, Wol-Ah.
Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant, Hanns-Seidel-Stiftung in Seoul, verwies auf den Mut und die Zuversicht den die deutsche Einheit den Koreanern gebe für die Wiedervereinigung einzutreten. Nicht zuletzt werde dies auch ausgedrückt durch die Tatsache unterstrichen, dass alle koreanischen Präsidenten seit Kim Dae-Jung ihre Besuche in Deutschland für programmatische Reden genutzt haben, zuletzt Präsidentin Park mit ihrer Dresdner Rede.
Der Botschafter der Republik Korea, Kim Jae-Shin, erklärte in seinem Grußwort, dass eine gut vorbereitete Wiedervereinigung ein wahrer Segen sei. „Wenn Korea, durch Gelegenheiten wie dieses Forum, über die Erfahrungen und Kenntnisse Deutschlands lernen kann, wird es in der Lage sein, sich besser auf die Wiedervereinigung vorzubereiten. Die Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel wird zur Friedenssicherung und wirtschaftlichen Prosperität in Nordostasien beitragen, genauso wie Deutschland es in Europa getan hat“, so Botschafter Kim Jae-Shin.
Nam Kyung-Pil, Gouverneur der Gyeonggi-Provinz der Republik Korea und langjährige Vorsitzende der Koreanisch-Deutschen Parlamentariergruppe in der Koreanischen Nationalversammlung, betonte in seinem Grußwort, dass man sich in Korea auf eine realistische Weise auf das Zeitalter der Wiedervereinigung vorbereiten müsse. Er selbst werde die Gyeonggi-Provinz zu einer Region entwickeln, in der ein Zeitalter der Wiedervereinigung eingeläutet werden kann. „Zu diesem Zweck haben wir die Wirtschafts- und Investitionsabteilung unserer Provinz vom südlichen Bezirksregierungsgebäude in unser nördliches Bezirksregierungsgebäude verlegt und ihr Abteilungsleiter gehört heute ebenfalls zu den hier Anwesenden. Wenn man in die Gyeonggi-Provinz investiert, investiert man gleichzeitig in die Zukunft des wiedervereinigten Koreas. Wenn in die nördliche Region der Gyeonggi-Provinz mehr investiert wird, wird die Wiedervereinigung noch schneller realisierbar sein“, so Gouverneur Nam Kyung Pil.
Hyun Kyung-Dae, erster stellvertretender Vorsitzender von NUAC verwies in seiner Grundsatzrede darauf, dass angefangen mit der UNO sich nun das Augenmerk der gesamten Welt auf Nordkoreas Menschenrechtsfrage richtet. „Menschenrechtsverletzungen, die das ‚Gewissen der Menschheit erschüttern‘, hat es zwar schon immer gegeben, aber die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zur Lösung dieses Problems sind jetzt so aktiv wie noch nie zuvor. In diesem Sinne möchte ich an dieser Stelle der deutschen Regierung und Zivilgesellschaft meinen Respekt aussprechen, die sich auf internationaler Ebene ebenfalls für Nordkorea-Fragen eingesetzt haben“, so stellv. Vorsitzender Hyun Kyung-Dae.
Michael Geier, Deutscher Botschafter a.D. in Seoul, wies darauf hin, dass der Rahmen der Sechsparteiengespräche mit dem KSZE-Prozess verglichen wurde. Die südkoreanische Präsidentin habe eine bedeutsame Konzession gemacht, denn ihre Partei vertrat bisher den Standpunkt, dass eine Sechsparteiengespräche erst nach einer vollständigen nuklearen Abrüstung Nordkoreas wieder aufgenommen werden könnten. „In ihrer Dresdner Rede bleibt dies ein wenig vage, aber man könnte dies in dem Sinne verstehen, dass Verhandlungen auch ohne Vorbedingungen sinnvoll sind. Bleibt also die Frage, ob sich Präsident Obama und Ministerpräsident Abe auf solche Gespräche mit ungewissen Ausgang einlassen“, so Botschafter a.D. Geier.
Das erste Sitzungsthema „Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Schaffung einer Basis zur Wiedervereinigung und die Implikationen für Korea“ wurde von Prof. Dr. Lee Dal-Gon Innenminister a.D. moderiert. Referenten waren Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Blum, Professor an der Universität Halle-Wittenberg und Dr. Yang Chang-Seok Prüfer beim Kaesong Industrial District Management Committee. Als Diskutanten standen Eduard Lintner, Parlamentarischer Staatssekretär a.D. beim Bundesminister des Innern und Prof. Dr. Chung, Jung-Chae Professor an der Chungbuk Nationaluniversität zur Verfügung.
Das zweite Sitzungsthema „Die Menschenrechtspolitik der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der DDR – Implikationen für Korea“ wurde von Prof. em. Dr. Dr. h.c. Park Sung-Jo Professor Emeritus an der Freien Universität Berlin moderiert. Referenten waren Dr. Seo Byung-Chul Präsident a.D. des KINU: Korea Institute for National Unification und Dr. Anna Kaminsky Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Diskutanten waren Choi Boh-Seon Berater für die Außen- und Einheitspolitik der Saenuri-Partei und Karl Brenke, Wissenschaftlicher Referent im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.