Seoul (dpa) – Die Chancen auf eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Süd- und Nordkorea sind nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe, Hartmut Koschyk MdB derzeit «sehr gering». «Das ist mein Eindruck aus Pjöngjang, aber auch die Einschätzung des (südkoreanischen) Vereinigungsministers, des Außenministers und Parlamentspräsidenten», sagte Koschyk am Mittwoch nach Gesprächen mit Regierungs- und Parlamentsvertretern in beiden koreanischen Staaten der Nachrichtenagentur dpa in Seoul.
Zuletzt hätten sich beide Länder nicht einmal auf gemeinsame Veranstaltungen zum 15. Jahrestag der Erklärung zu ihrem ersten Gipfeltreffen im Juni 2000 einigen können, sagte der Vorsitzende der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe. In der derzeit angespannten Lage sei eine Annäherung schwierig, es könne eher zu einer «weiteren Verhärtung» in den Beziehungen kommen.
Als ein Problem nannte Koschyk unter anderem Nordkoreas Weigerung, «zur Zeit die Sechs-Parteien-Gespräche über eine Denuklearisierung, aber auch über Entspannung und Annäherung wiederaufzunehmen». Teilnehmer der Gespräche über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm sind neben Nordkorea und den USA noch China, Südkorea, Russland und Japan. Koschyk hatte in den vergangenen Tagen zunächst Nordkorea besucht und war dann via Peking nach Südkorea geflogen.
Deutschland wäre als Vermittler zwischen beiden koreanischen Staaten überfordert, sagte Koschyk. Das Land könne aber seine Verbindungen zu Nord- und Südkorea nutzen. Er nannte dabei unter anderem die Arbeit deutscher politischer Stiftungen und von Hilfsorganisationen wie der Welthungerhilfe in Nordkorea.
«Gegenüber Nordkorea sollten Deutschland und die EU weiterhin alle möglichen Gesprächskanäle nutzen, um einen innerkoreanischen Dialog voranzubringen und vertrauensbildende Maßnahmen zu unterstützen», schrieb Koschyk in einem Thesenpapier, das er zu einem Workshop der Hanns-Seidl-Stiftung in Seoul zum Thema 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung vorstellte. Die EU und Deutschland verfolgten in Nordostasien keine geopolitischen Interessen, heißt es darin. Daher könnten sie glaubwürdig als «ehrlicher Ratgeber» auftreten.