Die Deutsch-Koreanische Gesellschaft feierte im Europasaal des Auswärtigen Amtes ihr 50-jähriges Jubiläum. Zum Abschluss der Konferenz unter dem Titel „Die Koreanische Halbinsel und die Region Ostasien“ mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Diplomatie wurde dem langjährigem Chefredakteur, Herausgeber und Editor-at-Large der Wochenzeitung „Die Zeit“, Dr. Theo Sommer, der Mirok-Li-Preis für seine Verdienste um die deutsch-koreanischen Beziehungen verliehen.
Der Ehrenpräsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, gratulierte Dr. Sommer zur Verleihung des Mirok-Li-Preises und dankte ihm herzlich für dessen Einsatz für die deutsch-koreanischen Beziehungen. Koschyk ist auch Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages, Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums und Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Beratergremiums zu außenpolitischen Fragen der Wiedervereinigung. Im Jahr 2006 wurde Koschyk Nachfolger von Dr. Sommer als Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums.
Der Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft, Lothar H. Weise, dankte in seinem Grußwort Dr. Sommer für dessen unermüdlichen Einsatz zur Fortentwicklung der Deutsch-Koreanischen Beziehungen und erklärte, dass mit der seit 1999 alternierend von der Deutsch-Koreanischen und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft verliehenen Urkunde Personen ausgezeichnet werden, die sich um den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Korea in besonderem Maße verdient gemacht haben.
Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von Dayoung Yoon (Kayagum), Ducksoon Park-Mohr (Sopran) und dem Chor DoRaZi-Singers, ein deutscher Chor mit koreanischen Liedern
Mirok Li wurde am 08. März 1899 in Haeju/ Provinz Hwanghae (Nordkorea), als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Er nahm im März 1919 am landesweiten Aufstand gegen die japanische Kolonialmacht teil und musste das Land verlassen, um einer Verhaftung zu entgehen. So kam er 1920 nach Deutschland, wo er zunächst Medizin studierte und 1928 in München in den Fächern Botanik, Anthropologie und Zoologie promovierte. Er arbeitete danach als Wissenschaftler, unter anderem von 1947 bis 1949 mit dem Lehrauftrag für koreanische Sprache und chinesische Literatur und Geschichte am Ostasiatischen Institut der Universität München. Schon während des Studiums begann seine schriftstellerische Tätigkeit, und 1946 erfuhr er den literarischen Durchbruch mit seinem autobiografischen Roman „Der Yalu fließt“, der nicht nur in Deutschland, sondern auch in Korea große Beachtung fand. Mirok Li starb am 20. März 1950, ohne seine Heimat Korea noch einmal wiederzusehen. Sein Leben und Werk hatten jedoch einen großen Einfluss auf die deutsch-koreanischen kulturellen Beziehungen.
Auch der Botschafter der Republik Korea in Deutschland, Lee Kyung-soo, dankte Dr. Sommer für dessen Einsatz für eine Fortentwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen. Vor dem Hintergrund der Überwindung der deutschen Teilung sei der Mirok-Li-Preis auch Ausdruck der fortwährenden Zusammenarbeit in Fragen der Wiedervereinigung. Ohne Reflexion über die Geschichte könnten keine Lehren für die Zukunft gezogen werden, weshalb man in der Republik Korea sehr an den deutschen Erfahrungen von Teilung und Wiedervereinigung des Landes interessiert sei, so Botschafter Lee Kyung-soo. „Man muss den Mantel der Geschichte am Zipfel ergreifen, wenn er vorüberweht“ zitierte Botschafter Lee Kyung-soo Otto von Bismarck und in diesem Sinne wachsam bleiben, um eine Chance für eine Wiedervereinigung nicht zu verpassen. Er hoffe sehr, dass das Wissen und die Kenntnisse von Dr. Sommer auch weiterhin zur Verfügung stehen werden. Zurecht sei Dr. Sommer im Jahr 2008 als Zeichen des Dankes mit dem Seungye-Orden für diplomatische Verdienste der Republik Korea ausgezeichnet worden.
In seiner Laudatio erklärte Botschafter a. D. Michael Geier, dass Dr. Sommer viele politische Freunde in der Republik Korea gewonnen habe, darunter den verstorbenen Friedensnobelpreisträger Präsident Kim Dae-jung, Vater der zuerst in der Berliner FU vorgestellten Sonnenscheinpolitik. Ebenfalls verwies Botschafter a. D. Geier auf die engen Beziehungen von Dr. Sommer zu Chung Ju-yung, Gründer von Hyundai, und den verstorbenen Verleger der Jong Ang Ilbo, Hong Jin-ki. Im Jahr 2002 wurde Dr. Sommer gemeinsam mit Bundespräsident Rau, zum Gründungsvater des Deutsch-Koreanischen Forums, das er über viele Jahre leitete und dem er auch heute noch „einer der wichtigsten Ideengeber“ ist. Botschafter a. D. Geier verwies auch auf die beeindruckende Rede in Hamburg im Jahr 2014 zum Thema „130 Jahren Deutsch-Koreanische Beziehungen“, wo er Dr. Sommer in beeindruckender Weise schilderte, wie er 1972 das erste Mal von Panmunjom in den Norden blickte und der gewaltigen menschlichen und materiellen Opfer beider Seiten des Koreakriegs gedachte.
Dr. Sommer dankte der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft für die Auszeichnung mit dem Mirok-Li-Preis, was nach dem Seungye-Orden, den ihm die Republik Korea 2008 verliehen habe, die zweite hohe koreanische Auszeichnung sei. Seit über vier Jahrzehnten engagiere er sich für die ständige Verbesserung der Beziehungen zwischen Deutschland und der Republik Korea, einem Anliegen, dem er sich seit seinem ersten Besuch im Jahre 1972 verpflichtet wisse. „Diesem Anliegen zu dienen, war mir vergönnt als Journalist, als Redner in vielerlei Veranstaltungen sowohl in Deutschland wie in Korea, zeitweise als Mitglied auch des International Council der Federation of Korean Industries und des Internationalen Beirats von Samsung, schließlich als Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums, an dessen Gründung ich im Jahre 2002 habe mitwirken dürfen und dem ich auch nach der Übergabe des Vorsitzes an den Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk im Jahre 2008 weiterhin gern als einfaches Mitglied angehöre“, so Dr. Sommer.
Dr. Theo Sommer gemeinsam mit Vize-Außenminister Lim Sung-nam, DKG-Ehrenpräsident, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB und Botschafter Lee Kyung-soo
Deutschland und die Republik Korea verbinde vieles und man könne voneinander lernen. „Wir können einander nützen und helfen. Und wir können miteinander dafür arbeiten, dass unsere Welt sicherer und stabiler wird, geordneter und gerechter – eine Welt, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen fundamentalen Wandlungsprozess durchläuft. Er wird auch in Nordostasien und zumal auf der koreanischen Halbinsel die Gegebenheiten verändern. Denn davon bin ich überzeugt: Irgendwann wird auch Korea die Wiedervereinigung blühen. Niemand wird den Koreanern, wenn es soweit ist, aus tieferem Herzen Mut, Glück und Gelingen wünschen als das Volk der Deutschen. Es weiß, was Teilung heißt. Es weiß aber auch, welches Glück es allen Schwierigkeiten und Widrigkeiten zum Trotz bedeutet, wenn mit einem Male die Mauern fallen und die Gräben zugeschüttet werden. Wir haben gelernt: Die Lasten der Einheit sind leichter zu ertragen als die Last der Teilung. Und wir können nur wünschen, dass den Koreanern bald die historische Chance winkt, dieselbe beglückende Erfahrung zu machen“, so Dr. Sommer zum Ende seiner Ansprache „Deutschland und Korea im Umbruch der Weltordnung“.
Der langjährige Chefredakteur, Herausgeber und Editor-at-Large der Wochenzeitung „Die Zeit“, Dr. Theo Sommer (6.v.l.), wurde mit dem Mirok-Li-Preis für seine Verdienste um die deutsch-koreanischen Beziehungen ausgezeichnet
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