Teilnehmer des XV. Deutsch-Koreanischen Forums besuchen deutsch-koreanisches Theaterprojekt „WALLS — IPHIGENIA IN EXILE“ im Asia Culture Center in Gwangju / Berlin-Premiere am 23. Oktober im Deutschen Theater
Neben politischen und wirtschaftlichen Themen war ein Schwerpunkt des diesjährigen 15. Deutsch-Koreanische Forum, das vom 12. bis 14. Oktober 2017 in Gyeongju tagte und dessen deutscher Ko-Vorsitzender Bundesbeauftragter Koschyk ist, die Fortentwicklung der kulturellen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Aus diesem Grund nahm auch der Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten in Berlin, Tim Renner, am diesjährigen Forum teil, der über die Rolle Berlins als Kulturzentrum referierte. Es wurden Möglichkeiten einer vertieften kulturellen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern ausgiebig diskutiert, die in den erarbeiteten Empfehlungen an die Staats- und Regierungschefs beider Länder ihren Niederschlag fanden.
Ein leuchtendes Beispiel für eine nachhaltige kulturelle Zusammenarbeit ist das bedeutsame deutsch-koreanische Theaterprojekt „WALLS — IPHIGENIA IN EXILE“, das auf eine Initiative der Chefdramaturgin und stellv. Intendantin des Deutschen Theaters Berlin, Frau Sonja Anders und dem Dramaturgen Ulrich Beck zurückgeht. Vier koreanische und ein deutscher Regisseur inszenieren je einen Akt von „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang Goethe: Kon Yi, Jungung Yang, ZinA Choi, Kyungsung Lee und Tilmann Köhler. Die in ihren jeweiligen Ländern erfolgreichen Künstler haben Erfahrung mit klassischen Stoffen, Stückentwicklungen, Performances und internationalen Zusammenarbeiten. Es wird bilingual gespielt von einem koreanisch-deutschen Ensemble und einer Puppenspielerin. Das übergreifende Thema, das anhand von Goethes Stück untersucht wird, sind Grenzen – historische und gegenwärtige, reale und irreale, verordnete und selbstgewählte.
Am 14. Oktober 2016 fand die Premiere im Asia Culture Center in Gwangju statt, an der auch Staatssekretär Renner teilnahm. Die Teilnehmer des 15. Deutsch-Koreanischen Forums besuchen die Theateraufführung, die u.a. von der Kulturstiftung des Bundes und dem Goethe-Institut Seoul gefördert wird, am darauffolgenden Tag, nach Abschluss der Sitzungen des Deutsch-Koreanischen Forums.
Die Institutsleiterin des Goethe Instituts Korea und Leiterin der Region Ostasien, Dr. Marla Stukenberg, begrüßte die Teilnehmer am zurückliegenden Deutsch-Koreanischen Forum und berichtete über die Entstehungsgeschichte dieser deutsch-koreanischen Koproduktion, die man gerne seitens des Goethe Instituts unterstützt habe.
Als vor drei Jahren das Goethe-Institut Korea einen Austausch zwischen koreanischen und deutschen Theatermachern anregte, war diese Begegnung ergebnisoffen angelegt und die beiden Gruppen, bestehend aus Regisseuren, Dramaturgen, Autoren, Schauspielern und Bühnenbildnern lediglich zu einem theoretischen Diskurs aufgefordert. Als Thema stellten sich neben landesspezifischen Ausprägungen, Ästhetiken und Inhalten von Theater in Seoul und Berlin die dringenden Fragen nach der Trennung beider Länder, nach Wiedervereinigung und der Mauer als Manifestation einer historischen Krise. Es ging aber auch um gesellschaftliche Besonderheiten beider Gesellschaften, um das neoliberale Menschenbild, die Technologisierung und um Werte und Kritik an Politik und Ökonomie. Gemeinsamkeiten fanden genauso Beachtung wie Unterschiedlichkeiten und es entstand in den drei Jahren das dringende Bedürfnis, aus der Theorie in die Praxis zu wechseln, die gemachten Erfahrungen zu nutzen und einen gemeinsamen Theaterabend zu gestalten.
So wie die Koreanische Ko-Vorsitzende Prof. Kim Sun-Uk dankte auch Ko-Vorsitzender Koschyk in seinem Grußwort den anwesenden Regisseuren, Künstlern und allen Unterstützern dieser „herausragenden deutsch-koreanischen Ko-Produktion, die ein leuchtendes Beispiel für eine nachhaltige kulturelle Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern darstellt“. Er sei tief bewegt von der künstlerischen Darbietung und überzeugt, dass die kommenden Theateraufführungen in Berlin, so wie in Korea, auf ein großes Interesse in der Öffentlichkeit stoßen werde. So wurde u.a. bereits im Deutschlandradio über das deutsch-koreanische Theaterprojekt „WALLS — IPHIGENIA IN EXILE“ berichtet.
Im Gespräch mit dem Mitinitiator, dem Dramaturgen Ulrich Beck (1.v.r.) und dem Regisseur Tilmann Köhler (2.v.l.)
Vom 22. Oktober bis 13. November wird das Theaterstück an sieben Abenden im Deutschen Theater/Kammerspiele zu sehen sein.
Eine Ankündigung im Deutschlandradio finden Sie hier.
Einen Audiopodcast von Deutschlandradio Kultur finden Sie hier
Einen koreanischen Fernsehbeitrag zu dem Theaterprojekt finden Sie hier.
Einen Trailer der Facebook-Seite des Deutschen Theaters Berlin finden Sie hier.