XV. Deutsch-Koreanisches Forum in Gyeongju – Arbeitsgruppe „Die Rolle der Frau in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“
In der Arbeitsgruppe 2 wurde das für beide Seiten relevante und aktuelle Thema „Die Rolle der Frau in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ diskutiert.
Frau Ahn Lee-Whan, Ehrenprofessorin des Korean Institute for Gender Equality Promotion and Education, referierte zunächst über den andel der Rolle der Frau in der koreanischen Gesellschaft in den letzten 20 Jahren. Wichtiger Wendepunkt war die Einführung des ahmengesetzes für die Entwicklung von Frauen (Framework Act on Women’s Development), das als „Verfassung der Frauenpolitik“ ezeichnet wird. Damit begann die koreanische Gesellschaft das Thema Frauendiskriminierung wahrzunehmen. 1995 lag beispielsweise er Frauenanteil in der Politik bei nur 1 Prozent. Laut diverser Indizes haben sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zwar verringert, von einer Gleichstellung kann jedoch noch nicht die Rede sein. Dennoch glauben viele, Korea sei bereits eine matriarchiale Gesellschaft.
Die Rolle der Frau in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus deutscher Perspektive stellte Heike Behrens, Mitglied des Bundestages dar. Treibende Kräfte auf dem Weg zur Emanzipation von Frauen waren zivilgesellschaftliche und politische Gruppen, ebenso wie Einzelpersonen. Hier nennt sie beispielhaft die Sozialdemokratin Elisabeth Selbert, die den wichtigen Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ ins Grundgesetz diktiert hat. Auch Deutschland ist gleichstellungspolitisch noch nicht angekommen. Es bedarf immer wieder neuer Anstöße. Eine zentrale Rolle nimmt dabei auch die Familienpolitik ein.
Für beide Länder ist die Einführung von Quoten relevant gewesen. In Deutschland ist erst 2014 eine feste Quote von 30 Prozent für die Aufsichtsräte aller börsennotierten Unternehmen eingeführt worden. Damit konnte innerhalb kürzester Zeit der Frauenanteil um vier Prozent erhöht werden. Korea hat ebenfalls Quoten eingeführt. Diese sind weniger verbindlich, haben in den letzten Jahren aber auch zu Verbesserungen geführt. Gleichstellungsbemühungen in Korea sind vor allem politisch bedingt. Die Gesetzesinitiativen sind politisch motiviert, weshalb andere Länder Korea dafür bewundern. In Deutschland gab es hingegen neben den politischen Anstrengungen auch immer eine starke zivilgesellschaftliche Bewegung.
In der Diskussion gab es neben vielen Nachfragen auch die Verwunderung über die „Hasswelle“, die vielen Frauen derzeit in Korea entgegen schwappt. Diese sei nach Einschätzung der Diskutantinnen vor allem auf die derzeitige wirtschaftliche Schwäche, aber auch aufgrund des fehlenden Verständnisses der koreanischen Männer für die Gleichstellungspolitik der Regierung zurück zu führen. Beide Referentinnen schließen damit, dass sie Deutschland und Korea noch auf einem langen Weg hin zu echter Gleichberechtigung sehen.
Protokollantin: Henriette Stockert