XVI. Deutsch-Koreanisches Forum / Arbeitsgruppe 2: Stabilität und Frieden in Nordostasien – Welche Rolle kann Deutschland spielen
Moderiert wurde die AG von Herrn Professor Werner Pascha, Impulsreferate gaben Herr Dr. Yun Dukmin und Frau Doris Hertrampf.
Herr Dr. Yun Dukmin schilderte die Bedrohungslage auf der koreanischen Halbinsel und in der Region Nordostasien sowie die Machstrukturen und –faktoren der Kim-Dynastie. Er könne sich vorstellen, dass es zu gegebener Zeit – mutmaßlich nach Vollendung der Raketentestserie – zu einer Verständigung („Deal“) zwischen Nordkorea und den USA kommt. Eine Vereinbarung könnte eine schrittweise Denuklearisierung Nordkoreas zum Ergebnis haben. Eine solche Übereinkunft würde jedoch die Arithmetik im Verhältnis Südkorea-Japan-USA verändern. Ohnehin sei die größer werdende Rivalität zwischen den USA und China das alle anderen Fragen in der Region überlagernde Thema. Der Erfolg Deutschlands könne für Korea eine große Lehre sein, die Europäische Union vorbildhaft als Modell für Sicherheit und Frieden auch in der Region Nordostasien.
Frau Botschafterin a.D. Doris Hertrampf beschrieb die Dynamik in der Region rund um die koreanische Halbinsel. Zugleich wies sie auf die Vielzahl der Unsicherheitsfaktoren hin, die die Gefahr eines gewaltsamen Konfliktes in sich bergen würden. Anders als in Europa würde es bis heute in Nordostasien keine veritable Organisation für regionale Sicherheit geben. So hätten insbesondere China, Japan und Südkorea keine Mechanismen eines Frühwarnsystems etabliert. Vielmehr würden Streitigkeiten um Inselfragen (China/Japan und Korea/Japan), um Themen der Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte (Korea/Japan) sowie um – aktuell – die Stationierung des THAAD-Raketenabwehrsystems die Debatten bestimmen. Hinsichtlich der Rolle Deutschlands hat Frau Hertrampf u. a. die folgenden Punkte genannt:
Deutschland habe sicher viele Erfahrungen, die es einbringen könne. Das Thema Stabilität und Frieden in Nordostasien sei aber besser im europäischen Rahmen zu behandeln. Dort gebe es umfangreiche Erfahrungen mit Systemen der regionalen Sicherheit, wie zum Beispiel der KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Diese Lehren könnten einen Beitrag zur Stabilisierung auch für die Region Nordostasien leisten. Hier habe Europa etwas anzubieten.
Deutschland und Korea hätten gemeinsame Wirtshaftsinteressen. Diese könnten international stärker als bisher auch gemeinsam formuliert werden – auch gegenüber den USA.
Als klassische „Zivilmächte“ könnten Deutschland und Korea gemeinsam den Multilateralismus stärken. Dazu könnten verstärkt gemeinsame Initiativen und sichtbare Zusammenarbeit in internationalen Organisationen gehören.
Deutschland habe Erfahrung in der Aussöhnung mit seinen Nachbarn, mit länderübergreifenden Initiativen der Aufarbeitung. Beispielgebend könnten Schulbuch – und Historikerkommissionen oder Jugendbegegnungen sein.
Hinsichtlich Nordkorea sollte Deutschland die Wiederbelebung des innerkoreanischen Dialogs entsprechend der Bitten von koreanischer Seite mit allen Mitteln und Möglichkeiten sowie auf allen Ebenen unterstützen. Dazu gehörten insbesondere Begegnungen zwischen Nord- und Südkoreanern, Kontakte zwischen Vertretern der „Zivilgesellschaft“, vor allem zwischen Sportlerinnen und Sportlern aus Nord und Süd. Der Sportpolitik und der Sportdiplomatie komme eine hohe Bedeutung zu.
In der folgenden Diskussion mit den Teilnehmern der AG wurde betont, dass Begegnungen zwischen Süd- und Nordkoreanern ein wichtiger Baustein für eine Annäherung seien. Deutsche Institutionen könnten diese Treffen in Drittstaaten ermöglichen beziehungsweise flankieren. Ziel Nordkoreas sei es, seine Bürger abzuschotten. Aus deutscher beziehungsweise südkoreanischer Sicht sollten Außenkontakte deshalb in jedem möglichen Fall zugelassen und gefördert werden.