Ko-Vorsitzender Koschyk plädiert im RND-Interview für ein Mehr an internationaler Diplomatie zur Lösung der Krise auf der koreanischen Halbinsel
Berlin. Die Welt schaut gebannt auf das verbale Duell der beiden unbeirrbaren Alphatiere Donald Trump und Kim Jong Un. Hartmut Koschyk, Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums und Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe und Kenner der nordkoreanischen Politlandschaft plädiert im RND-Interview für ein Mehr an internationaler Diplomatie.
Wer kann den Irrsinn im nordkoreanisch-amerikanischen Krieg der Worte und der Raketen noch stoppen?
Nur die internationale Gemeinschaft. Die USA können das Problem allein nicht lösen. Der Schlüssel zur Entschärfung der Situation ist ein enges amerikanisch-chinesisches Zusammenwirken. Die jetzt noch einmal verschärfte UN-Resolution enthält auch die Forderung, zu den Sechs-Parteien-Gesprächen mit den beiden koreanischen Staaten, China, Russland, USA und Japan zurückzukehren. Wir brauchen eine deutlich kreativere Diplomatie zur Entschärfung der Krise.
Ist es Teil der kreativeren Diplomatie, wenn US-Präsident Trump den nordkoreanischen Atom-Machthabern mit Feuer und Wut droht, wie es die Welt noch nicht gesehen habe?
Dieser Konflikt ist militärisch nicht zu lösen. Das weiß auch Donald Trump. Provokationen und Säbelrasseln gibt es überall. Es ist auch in der Verantwortung des US-Präsidenten nach Möglichkeiten zur Konfliktlösung jenseits militärischer Aussagen zu suchen.
Ist die nordkoreanische Drohungen, demnächst die US-Pazifikinsel Guam anzugreifen, ernster als seine bisherigen Drohungen zu nehmen?
Die internationale Gemeinschaft muss sich eines vorwerfen lassen: Sie hat die Krisenlage zu lange nicht wirklich beachtet und sie hat Nordkoreas Möglichkeiten, zu Nuklearpotenzial und zu Raketenträgern zu kommen. Bei der Gefahr der nuklearen Bewaffnung des Iran war die Gemeinschaft sehr viel aufmerksamer. Wir hätten uns mit der gleichen Intensität der Herausforderungen rund um die koreanische Halbinsel kümmern müssen. Noch ist es aber nicht zu spät für eine kreativere diplomatische Offensive. Die USA müssen aber bereit sein, in einen direkten Dialog mit Nordkorea zu treten. Der Dialog mit China muss noch intensiver gepflegt und Russland darf nicht einfach beiseite gelassen werden.
Kann die USA, kann Deutschland, vermitteln?
Die EU kann helfen. Hinter den Kulissen können Brüssel und Berlin eine sehr wichtige helfende Rolle spielen. Deutschland hat ja bereits einen intensiveren Gesprächsdraht zu Russland wieder aufgenommen.
Von RND/Dieter Wonka
Das Interview in der Online-Ausgabe der Hannoverschen Zeitung gelangen Sie hier.