(v.l.): Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Stadt Dresden, Frau Soyeon Schröder-Kim und Jeon-Young LEE, CEO der POSTECH Venture Capital Corporation
Von Lars Bergmeyer, Leiter des DAAD in Korea
Eine der Arbeitsgruppen des Deutsch-Koreanischen Forums tauschte sich aus zum Thema: „Rollen und Aufgaben der KMU in der Zeit der 4. Industriellen Revolution und deren Unterstützung“. Referenten waren: Jeon-Young LEE, CEO der POSTECH Venture Capital Corporation und Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Stadt Dresden. Moderiert wurde die Arbeitsgruppe von Frau Soyeon Schröder-Kim.
Es wurden wichtige Fragen im Kontext von Entwicklungen thematisiert, die in Deutschland und Korea mit dem Schlagwort „Industrie 4.0“ überschrieben werden. Die Innovationskraft dieser Entwicklungen entwickelt sich dabei oft exponenziell und disruptiv und kann nicht immer akkurat prognostiziert werden, was bisweiligen zu Schwierigkeiten führen kann, den revolutionären Charakter der technologischen Neuerungen und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen zu erfassen.
Am Ende der von großem Interesse geprägten und in konstruktiver Armosphäre stattfindenden Diskussionen stehen folgende Empfehlungen:
1. Um als KMU im Schlüsselbereich Industrie 4.0 zu bestehen, reicht es nicht aus, lediglich singuläre Technologien zu entwickeln; diese müssen stattdessen intelligent vernetzt werden, auch mit neuartigen Dienstleistungen.
2. Ebenfalls wichtig ist die Verknüpfung von adäquaten und innovativen Geschäftsmodellen mit den dazu passenden Technologien, um technologische Innovationskraft mit optimaler wirtschaftlicher Verwertung zu verbinden.
3. Gefordert wurde ebenfalls die Einrichtung eines CDO – Chief Digital Officer – zur Priorisierung der neuen Technologien im Unternehmen und zur Anbindung an neue innovative Entwicklungen, aber auch gesetzgeberische Vorgaben odgl.
4. Zur weiteren Förderung einer ausreichend hohen Innovationsleistung ist Vertrauen nötig. Nicht nur in den Return of Investment von Kapital und Vertrauen in Ideen und Mitarbeiter, sondern auch in ein Forschungsvertungskonzept, das nicht nur auf unmittelbar nutzbare Ergebnisse abzielt, sondern auch Forschungsergebnisse einbezieht, die sich erst nach 5 oder mehr Jahren einstellen.
5. Innovative Unternehmen brauchen Freiraum und Sauerstoff, um neue Ideen entwickeln und wirtschaftlich nutzbar machen zu können. Daher sollte staatliche Regulierung so ausgestaltet werden, dass sie zwar den gesetzlichen Rahmen des geschäftlichen Handelns definiert, aber nicht innovatives Handeln stranguliert.
6. Es ist anzustreben, auch in der Republik Korea ein System der beschränkten Unternehmerhaftung, ähnlich der deutschen GmbH, einzuführen, um unternehmerische Initiative und Risiko abzusichern.
7. Es sollte noch stärker ein dynamisches Bildungs- und Weiterbildungskonzept der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfolgt werden: Bezahlung deutlich nach Leistung und Innovationskraft, nicht nach Eintrittszeitraum in das Unternehmen. Zudem sollte bereits in der Schule die Orientierung auf Zukunftsthemen wie Verständnis von Algorithmen gesetzt werden. Es sollten Spezialisten, weniger Generalisten ausgebildet werden.