Von Michaela Poit, Teilnehmerin am Deutsch-Koreanischen Juniorforum
Nachdem im ersten Seminar bereits die historischen Hintergründe für die koreanische Teilung vorgestellt wurden und ein Ausblick in politische Ideen gegeben wurde (Gründung einer asiatischen Friedensgemeinschaft) ging es im Seminar von Prof Kim Ji-young (IUE) „Regional and International Environment for Unification“ darum, den Teilnehmern ein besseres Verständnis für gegenwärtige politische Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel und in Ostasien zu vermitteln.
Indem Herr Prof. Kim Ji-young (IUE) zum Einstieg danach fragte, welche Aspekte die Teilnehmer als wichtig für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel erachten (innerkoreanische Beziehungen, US-China Beziehung, Zwischenwahlen der USA, Haltung der DPRK), welche Form die internationalen Beziehungen in der Zeit nach dem Kalten Krieg angenommen haben (unipolar, multipolar, bipolar) und ob die Teilnehmer die Denuklearisierung Nordkoreas für möglich halten, zeigte er auf, wie unterschiedlich die Ansichten der Teilnehmer sind und wie viele Aspekte den Frieden auf der koreanischen Halbinsel beeinflussen.
Nachdem in Bezug auf die Frage, ob die Denuklearisierung in Nordkorea möglich sei, ein kurzer Einblick in den Kurswechsel der nordkoreanischen Regierung von Verfolgung eines Atomprogramms zum Aufbau der Wirtschaft gegeben wurde, wurde das Thema internationale Ordnung vorgestellt. Dadurch, dass die USA an Macht einbüßen und die EU und China sich im Aufstieg befinden, vollzieht sich nicht nur ein Wandel, denn China bemühe sich laut Prof. Kim Ji-young auch zunehmend die Hegemonialmacht USA abzulösen. Dies ist daran ersichtlich, dass u. a. Chinas ökonomisches und militärisches Budget steigt.
Die Konkurrenz um die Hegemonie zwischen China und den USA spiegelt sich nicht nur im Handelskrieg der beiden Staaten wider, sondern auch darin, dass China massiv in Afrika investiert und im Rahmen des One Belt One Road Projekts massiv die Infrastruktur ausbaut, insbesondere wird das Schienennetzwerk in den Provinzen Jilin, Liaoning und Heilongjiang ausbaut, um sich im Falle der Öffnung für eventuellen Handel mit Nordkorea vorzubereiten. Diese Konkurrenz ist auch in Asien sichtbar, da sowohl die USA als auch China Bemühungen im Südchinesischen Meer, Taiwan und in Südkorea unternehmen.
Die Machtstrukturen und internationalen Beziehungen befinden sich zwar im Wandel, doch Korea kann als relativ kleines Land, welches von vielen großen Ländern umgeben ist, trotzdem als Mittler agieren. Dadurch, dass Südkorea Konzepte wie Kapitalismus und Demokratie mit den USA teilt, aber auch durch Kultur und Traditionen mit Nordkorea verbunden ist, kann es als „Networking Power“ zur Besserung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea beitragen und damit ein Kräftegleichgewicht erzielen. Über die koreanische Teilungssituation hinaus hat der Vortrag von Prof. Kim Ji-young die dynamischen Machtstrukturen in den internationalen Beziehungen und wichtige Elemente in der inländischen Politik von China und den USA im Detail beleuchtet.