Besuch des Bundeskanzleramtes durch die Teilnehmer des 8. Deutsch-Koreanischen Juniorforums und Gespräch mit Staatsminister Hoppenstedt
Von Karolin Schulze, Teilnehmerin des Deutsch-Koreanischen Juniorforums
Nach dem Besuch der Bundestages einschließlich eines Austausches mit Mitgliedern der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, des Auswärtigen Amtes sowie weiterer Programmpunkte in der vergangenen Woche führte es die deutschen und koreanischen TeilnehmerInnen des 8. Deutsch-Koreanischen Juniorforums in Berlin am Dienstag in das Bundeskanzleramt, wo neben dem Empfang durch Staatsminister Hendrik Hoppenstedt, auch Koordinator der Bundesregierung für Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung sowie Koordinator für die Bund-Länder-Beziehungen, eine kurze Führung angesetzt war.
Die Begrüßung erfolgte im sogenannten internationalen Konferenzsaal, wo die TeilnehmerInnen nach einigen einführenden Worten seitens des Staatsministers Fragen stellen und so mit ihm ins Gespräch kommen konnten. Das große Interesse an dieser wohl einmaligen Gelegenheit führte sogar dazu, dass die Sitzung auf Kosten einiger Minuten der anschließenden Führung verlängert wurde. In seinen einleitenden Worten verdeutlichte Hoppenstedt die Wichtigkeit der deutsch-koreanischen Beziehungen, da unsere Länder nicht nur durch die gemeinsame Erfahrung der Teilung, sondern ebenso durch den Welthandel und den Klimaschutz als globales Problem verbunden seien. Fragen der Teilnehmer bezogen sich dann auch auf ähnliche Themen, die er ausführlich zu beantworten versuchte. Er betonte dabei immer wieder die Bedeutsamkeit internationaler Kooperation und damit der Zusammenarbeit Deutschland und Südkoreas, um gemeinsamen und globalen Problemen entgegentreten zu können, und belebte die Diskussion mit eigenen Erfahrungen.
Auf die Frage etwa, ob er an eine mögliche Wiedervereinigung Koreas glaube bzw. wie diese von statten gehen solle, antwortete er mit einer Anekdote aus seinem Leben, nach der er in seiner Jugend 1989 während eines Jahres an einem englischen Internat gefragt worden war, wann es denn die deutsche Wiedervereinigung gäbe. Seine Antwort darauf lautete, er wisse nicht wann, aber sie käme, was sich mit dem Mauerfall am 9. November des gleichen Jahres auch bestätigte. Wiedervereinigung als ein Thema, das insbesondere die koreanischen Teilnehmer des Forums beschäftigte, war Bestandteil vieler ihrer Fragen. Zur Frage nach den erwarteten finanziellen Herausforderungen einer solchen Wiedervereinigung in Korea auf Grundlage der Erfahrungen der deutschen Wiedervereinigung äußerte Hoppenstedt die Worte: ,,Gehen Sie mal davon aus, es kostet viel Geld, aber (…) es ist das bestangelegte Geld, das man ausgeben kann.“
Auch machte er darauf aufmerksam, dass so wie Ende der 1980er Jahre Impulse zur Wiedervereinigung aus der damaligen DDR kamen, auch im Falle Koreas die Meinung der Menschen in Nordkorea nicht vernachlässigt werden dürfe, und die Menschen im Norden eine wichtige Kraft darstellen im Prozess der Annäherung der beiden koreanischen Staaten, die die Menschen im Süden unterstützen müssen. Während dies Empfehlungen auf Grund der Erfahrungen der deutschen Teilung darstellten, räumte er auch Fehler bei der deutschen Wiedervereinigung ein und wies darauf hin, dass sowohl die Aufarbeitung des II. Weltkrieges als auch die Bewältigung der Schwierigkeiten nach der Wiedervereinigung, etwa das Gefühl einiger Deutscher, noch immer in einem in West und Ost geteilten Land zu leben, noch immer andauernde Prozesse seien.
Andere Themen der Sitzung waren Globalisierung, Klimaschutz, für den Deutschland als Land mit sehr hohen CO2-Emissionen eine große Verantwortung trage, sowie die Rolle der Wirtschaft. Dem folgte eine Führung durch das Amt, zu deren Stationen der Kabinettstisch des Bundeskabinetts, die blaue Wand für Pressekonferenzen, vor der die Kanzlerin kurz zuvor Staatsbesuch empfangen hatte, und die Galerie der Bundeskanzler zählten. Interessant war auch, zu erfahren, dass die Kuppel des Reichstagsgebäudes absichtlich höher gebaut wurde als das Bundeskanzleramt und dass die Kanzlerin bei ihrer Arbeit durch das Fenster immer einen Blick auf den Reichstag hat, was beides symbolträchtig für die Bedeutsamkeit des Parlaments als demokratisch gewähltes Repräsentationsorgan steht.
Alle Teilnehmenden waren sehr dankbar für dieses Treffen mit einem sehr offenen und nahbaren Politiker.
Im Anschluss an die Diskussion erhielten wir Teilnehmer des Juniorforums noch eine Führung durch das Bundeskanzleramt, worüber wir alle sehr dankbar waren.