XVIII Deutsch-Koreanisches Forum / Panel 2: Gestaltung von Nachbarschaftsverhältnissen und regionaler Zusammenarbeit / Deutsche Erfahrungen – Koreanische Herausforderungen
Thomas Awe, ehemaliger Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Republik Korea, Japan und der Volksrepublik China leitete das Panel
Getreu dem Thema der Panelsitzung „Gestaltung von Nachbarschaftsverhältnissen und regionaler Zusammenarbeit / Deutsche Erfahrungen – Koreanische Herausforderungen“ berichtete der ehemalige Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Republik Korea, Japan und der Volksrepublik China, Thomas Awe, von seinem beruflichen Werdegang und begann somit die Sitzung. Gerade die Station in Südkorea beschrieb er in diesem Zusammenhang als besonders bedeutend und fordernd. Der gesellschaftliche Spielraum wie er heutzutage vorzufinden ist, sei zu Beginn seines Wirkens auf der koreanischen Halbinsel kaum denkbar gewesen und bedeute einen immensen Wandel. Vor diesem Hintergrund zitierte Awe den taiwanesischen Präsidenten: „Never let a serious crisis go to waste!“. Demnach entwickeln sich Krisen nicht nur in eine negative Richtung, sondern bieten vielmehr „Chancen und Opportunitäten“, so Awe.
Minister a. D. für Auswärtiges und Handel der Republik Korea, Prof. Dr. Young-kwan Yoon
„Besonders in Ostasien ist Machtpolitik allgegenwärtig.“ Wie präsent diese Aussage ist, erläuterte der Minister a. D. für Auswärtiges und Handel der Republik Korea, Prof. Dr. Young-kwan Yoon ist, gleich zu Anfang seines Vortrags. Gerade die koreanische Halbinsel sei geprägt von territorialen und geschichtlichen Konflikten mit direkten Nachbarn aber auch entferntere Nationen, so Yoon. Obwohl der Kalte Krieg seit fast 30 Jahren beendet ist, sei die Trennung Koreas mehr als je zuvor zu spüren. Während Russland und China versuchen den nördlichen Teil zu beeinflussen, stehe Südkorea weiterhin unter der Einflussnahme der USA und Japans. Jene „Zentrifugalkraft“ werde durch das unvorhersehbare Handeln Donald Trumps beiliegend verschärft. Auch Chinas wirtschaftliche Sanktionen gegenüber der Republik Korea, basierend auf der Kritik hinsichtlich der Raketenabwehrsysteme trage seinen Teil zu den geopolitischen Auseinandersetzungen bei. Das Ziel muss es ein, so Yoon, dass zunächst die Beziehungen zu Nordkorea verbessert werden. Die Bemühungen mit großen Herausforderungen seitens des südkoreanischen Präsidenten Moon seien selbstredend mit immensen Herausforderungen verbunden. Trotz strikter Sanktionen für Nordkorea durch die Vereinten Nationen, sei noch kein grundlegendes Einlenken Kims zu beobachten. Demzufolge seien verschiedene kleinere Abkommen denkbar, um Nordkoreas Machthaber zur dauerhaften Kooperation zu bewegen. Gerade die Reduzierung der Spannung auf nationaler als auch internationaler Ebene durch die deutsche Wiedervereinigungspolitik könne hierbei als Vorbild für ein geeintes Korea darstellen, so Yoon.
EU-Botschafter a. D. Prof. Dr. Gerhard Sabathil
Im letzten Teil dieses Panel referiert EU-Botschafter a. D., Prof. Dr. Gerhard Sabathil. Geschichtlich betrachtet sei der „kleine Kontinent Europa“ häufig von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. Deutschland habe auch im Zuge seiner Zentrallage sowohl schlechtes als auch gutes zu dieser Situation beigetragen. Es lasse sich jedoch festhalten, dass die Bundesrepublik mit allen direkten Nachbarn eine belastende Vergangenheit innehat. Durch den Wandel des deutschen Verständnisses hinzu einer multilateralen Mittlerfunktion im Verständnis der eigenen Vergangenheitsbewältigung lasse sich jedoch belegen, dass Deutschland sich vom vermeidlichen Feind zu einem Vorbild für andere Nationen entwickelt habe. Gerade die Problematik um den geplanten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union stehe derzeit jedoch für die „größte geopolitische Katastrophe“ und verwerfe den Gedanken der immens wichtigen Nachbarschaftsbeziehungen. Zeitgleich spiegele jenes Szenario die innere Zerrissenheit der Europäischen Union wider. Die Wahlergebnisse inkl. dem Aufschwung populistischer Parteien sprechen dabei für sich selbst. Auch in Bezug auf die Konfliktherde in Nordostasien könne eine mehrseitige Verhandlungsbereitschaft mehr bewirken, als es bilaterale Gespräche meist vermögen, so Sabathil.
Die Ausführungen der Referenten wurden im weiteren Verlauf einer offenen Gesprächsrunde weiter diskutiert. Ausdrücklich die kleineren Schritte zur innerkoreanischen Annäherung wurden dabei durchaus positiv bewertet. Des Weiteren sei ebenso der Bildung in Nordkorea eine bedeutende Rolle zuzuschreiben, um dem Friedensziel ein Stück näher zu kommen, so die Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Geschrieben: Vincent Trautner