XVIII. Deutsch-Koreanisches Forum / Vortrag von Ministerpräsident a.D. Dr. Lothar de Maizière zum Thema Wiedervereinigung und Frieden auf der Koreanischen Halbinsel aus deutscher Perspektive
Im Rahmen der Tagungen des Deutsch-Koreanischen Forums nahmen die Teilnehmer des Forums und des Juniorforums an der Freien Universität Berlin gemeinsam an einer öffentlichen Vortragsveranstaltung mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten der DDR, Dr. Lothar de Maizière, zum Thema Wiedervereinigung und Frieden auf der Koreanischen Halbinsel aus deutscher Perspektive teil. Der Vortrag war Teil der Reihe Kim Dae Jung Lecture, die vom Institut für Koreastudien der Freien Universität in Kooperation mit der Kim Dae Jung Presidential Library & Museum der Yonsei University Seoul organisiert wird.
Ministerpräsident a.D. Dr. Lothar de Maizière
Mit der Vortragsreihe soll das Wirken und Lebenswerk des ehemaligen Präsidenten der Republik Korea Kim Dae Jung (1925–2009) gewürdigt werden, der seinerseits ein enges Verhältnis zu Deutschland, zu Berlin und zur Freien Universität unterhielt. Oft betonte er das ähnliche Schicksal Koreas und Deutschlands als geteilte Länder Und seine Vorstellungen zur Überwindung der koreanischen Teilung orientierten sich grundlegend an den Entwicklungen in Deutschland. Seinen „Drei-Stufen-Plan“, die gedankliche Grundlage der späteren sogenannten „Sonnenscheinpolitik“, stellte er erstmals im Ausland in Berlin vor, in einer kleinen Diskussionsrunde im Wissenschaftszentrum Berlin, an der auch Angehörige der Freien Universität teilnahmen. Im März 2000 wählte er die Freie Universität als Ort für seine direkt nach Korea übertragene „Berliner Erklärung“. Sie war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen im Juni 2000. Im selben Jahr erhielt Kim Dae Jung den Friedensnobelpreis sowie die Ehrenmedaille der Freien Universität Berlin. In seiner Rede „Lehren aus der deutschen Wiedervereinigung und Fragen der koreanischen Halbinsel“ wies er auf die enge – von Südkoreanern oft als besondere – „Schicksalsgemeinschaft“ empfundene Gemeinsamkeit Koreas und Deutschlands hin und betonte die wichtige Funktion deutscher Politiker wie Willy Brandt und Richard von Weizsäcker, die ihm während seiner schwierigen Zeit als Oppositionspolitiker „mit Rat und Tat zur Seite standen, als wäre es ihr eigenes Anliegen“. Sieben Jahre später – im Mai 2007 – kam er trotz großer gesundheitlicher Probleme erneut an die Freie Universität, um deren Freiheitspreis entgegenzunehmen. Mit Interesse verfolgte und förderte er Bemühungen der Universität, den Bereich Koreastudien auszubauen.
Kim Dae Jung widmete sich Zeit seines Lebens der Demokratie seines Landes und einer friedlichen Annäherung von Nord- und Südkorea. Er war viele Jahrzehnte lang politischer Verfolgung ausgesetzt: Unter der koreanischen Militärdiktatur verbrachte Kim 16 Jahre in Haft, unter Hausarrest oder im Exil. Auf Druck der internationalen Staatengemeinschaft konnte eine Todesstrafe abgewendet werden, die das Militärregime 1980 gegen ihn verhängt hatte. Als prominentester Dissident Südkoreas organisierte er aus seinem Exil, den USA, die Freiheitsbewegung. Mit dem Ende der Diktatur erlangte er 1987 seine politischen Rechte wieder, gründete die Partei für Frieden und Demokratie, die später in der von ihm ebenfalls gegründeten Demokratischen Partei aufging. 1997 wurde er zum Präsidenten der Republik Korea gewählt; er übte das Amt von 1998 bis 2003 aus.
Nachdem der ehemaligen Ministerpräsidenten DDR, Dr. Lothar de Maizière, seine persönliche Rückschau des politischen Umbruchs in der ehemaligen DDR und die damit verbundene Hoffnung auf eine friedliche Überwindung der Teilung auch der koreanischen Halbinsel zum Ausdruck brachte, beantwortete er die zahlreichen Fragen der Teilnehmer des Deutsch-Koreanischen Forums und des Deutsch-Koreanischen Juniorforums.
Einen ausführlichen Bericht zur Veranstaltung auf der Internetseite des Instituts für Koreastudien finden Sie in Kürze hier.